Brandenburg plant 200 000 Impfungen pro Woche

11. Mai 2021 ©
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Potsdam (dpa/bb) - Die Brandenburger Landesregierung will das Impfen gegen Corona mit den kommenden Impfstofflieferungen deutlich verstärken.
Dazu sollen Arztpraxen und auch die Kommunen stärker eingebunden werden. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kündigte am späten Montagabend nach einem Impfgipfel mit Vertretern von Regierung, Kassenärzten und Kommunen in Potsdam an, die Zahl der Impfungen auf mindestens 200 000 pro Woche zu erhöhen. Damit soll das Ziel erreicht werden, dass bis September jeder in Brandenburg ein Impfangebot bekommt. «Wir brauchen jetzt einen kraftvollen Schulterschluss aller Akteure», erklärte Woidke. In der vergangenen Woche wurden rund 130 000 Corona-Impfungen verabreicht.
Die Kassenärzte wollen das Impfen gegen das Coronavirus mehr auf die Arztpraxen konzentrieren. Sie sollen künftig ab Juni aufsteigend mindestens 150 000 Impfungen pro Woche übernehmen, wie die Staatskanzlei weiter mitteilte. Im Mai sollen es zunächst wöchentlich mindestens 100 000 Impfungen sein. In der vergangenen Woche wurden fast 75 000 Impfungen in Arztpraxen verabreicht. Hausärzte sollen zudem auch Personen impfen, die nicht Patientin oder Patient in der jeweiligen Praxis sind. Stärker einbezogen werden sollen Fachärzte. Im Laufe des nächsten Monats sollen auch Betriebsärzte impfen.
Bisher impften in Brandenburg 1300 Praxen. Wenn demnächst auch die Fachärzte dazukämen, könnten weit mehr als 2000 Praxen mitmachen - dann sei ein Impfangebot von 100 000 bis 200 000 Impfungen pro Woche möglich, hatte der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB), Peter Noack, am Montag im RBB-Inforadio gesagt.
Die Kassenärzte wollten eigentlich die Impfzentren zurückfahren, weil sie nur einmal - entweder in den Praxen oder den Impfzentren - impfen könnten. Nach dem Impfgipfel hieß es nun, die insgesamt 13 Impfzentren im Land sollen mindestens bis Ende Juli weiter betrieben werden. In den elf durch die KVBB betriebenen Impfzentren sollen wöchentlich mindestens 45 000 Impfungen durchgeführt werden, in den zwei kommunalen Impfzentren in Falkensee und Perleberg wöchentlich mindestens 8000.
Impfzentren, die aktuell von der KVBB betrieben werden, können auch bereits vor Ende Juli in kommunale Trägerschaft gehen, wie es nach dem Treffen hieß. Die Finanzierung der Impfzentren sichere das Land ab. Das DRK und weitere Hilfsorganisationen in den Kommunen unterstützen den Weiterbetrieb. Für die Kreise ohne Impfzentren stellt das Land für kommunale Impfprojekte - etwa Impfstellen in Krankenhäusern oder Impfbusse mindestens etwa 18 000 Impfdosen pro Woche bereit. Impfen dürfe nicht zu einer Zweiklassengesellschaft führen, weil manche, aus welchem Grund auch immer, keinen Weg zu einer Schutzimpfung finden, sagte Innenminister Michael Stübgen. «Deshalb brauchen wir das soziale Impfen, das dort Angebote schafft, wo Hausarzt und Impfzentrum alleine nicht ausreichen.» Die Kommunen mit Landräten und Bürgermeistern wüssten am besten, wo Hilfe gebraucht werden geholfen werden muss.
Seit Ende Dezember haben in Brandenburg rund 726 000 Menschen eine Erstimpfung gegen das Coronavirus erhalten, das sind 28,8 Prozent der Bevölkerung. Rund 242 000 Menschen sind vollständig geimpft, das entspricht 9,6 Prozent. In der abgelaufenen Kalenderwoche wurden fast 75 000 Menschen in Arztpraxen geimpft, rund 39 000 in Impfzentren und es gab mehr 10 000 Impfungen in Krankenhäusern und rund 6700 von mobilen Impfteams.
Geplant ist auch ein digitaler Impfpass in Zusammenarbeit mit anderen Kassenärztlichen Vereinigungen, so mit der in Thüringen. Ein festes Datum gebe es noch nicht, Plan sei aber Ende Mai, wie KVBB-Sprecher Christian Wehry auf Anfrage mitteilte. Nach der abgeschlossenen Impfung soll es demnach eine schriftliche Bescheinigung auf einem DIN A4-Blatt mit einem QR-Code geben.
Wer in Thüringen gegen Covid-19 geimpft ist, soll bereits in dieser Woche zusätzlich zum Eintrag im gelben Impfausweis einen elektronischen Nachweis dafür erhalten.
Die Chancen auf Öffnungen für Gaststätten und Tourismus ab Pfingsten in Brandenburg sind bisher gegeben. Die Zahl neuer Corona-Infektionen pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen ging weiter zurück, aber nur leicht von rund 89 auf rund 88, wie das Gesundheitsministerium am Montag mitteilte. In sechs Landkreisen und der Stadt Potsdam stieg die Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Vortag jedoch, in drei Kreisen stagnierte der Wert. Vor einer Woche betrug die Sieben-Tage-Inzidenz in Brandenburg noch rund 105.
Die rot-schwarz-grüne Landesregierung plant für die Zeit ab dem 21. Mai voraussichtlich die Öffnung von Gaststätten, Tourismus, Kultur und Sport unter bestimmten Voraussetzungen. Das Kabinett berät darüber an diesem Dienstag. In Brandenburg kamen innerhalb eines Tages 142 neue Corona-Fälle hinzu. Das Bild ist aber unvollständig, weil es aus Cottbus und aus drei Landkreisen in der landesweiten Übersicht zunächst keine neuen Daten gab. Vor einer Woche waren landesweit 147 neue Corona-Fälle hinzugekommen.
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Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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