Wie Städte die City beleben wollen

1. Juli 2021 ©
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Hannover (dpa) - Wie könnte die City der Zukunft aussehen? Das soll in den kommenden Wochen in der niedersächsischen Landeshauptstadt erprobt werden.
Mehrere Straßen werden für den Autoverkehr gesperrt - stattdessen gibt es Kunst, Kultur und Dialoge - etwa über die klimagerechte Stadt der Zukunft. «Wir wollen gemeinsam ausprobieren, wie der gemeinsame öffentliche Raum anders genutzt werden kann», sagte Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay der Deutschen Presse-Agentur. Ziel sei es, die Aufenthaltsqualität attraktiver zu machen und mehr Menschen in die City zu locken. Die Vision einer autofreien Innenstadt war auch ein zentrales Thema im Wahlkampf des Grünen-Politikers um das Amt des Oberbürgermeisters.
An den geplanten «Experimentierräumen» vom 5. bis 11. Juli und der Sperrung der Raschplatzhochstraße für das Festival Theaterformen (1. bis 22. Juli) gibt es aber auch Kritik. Die Koalitionspartner SPD und FDP der Grünen im Stadtrat fühlen sich überrumpelt und zu wenig eingebunden. Der SPD-Landtagsabgeordnete Alptekin Kirci forderte, dass der im Herbst in Hannover gestartete Innenstadtdialog konkret mit der Förderung der Innenstadtbelebung des Landes Niedersachsen verknüpft werden sollte. An diesem Donnerstag (12.30 Uhr) will OB Onay die Ideen für zwei temporäre Fußgängerzonen vorstellen.
Auch andere Städte im Norden haben Initiativen gestartet, um die City zu beleben und attraktiver zu machen. In Lüneburg etwa ist der individuelle Autoverkehr aus der historischen Altstadt fast ganz verbannt. Mit Anreizen wie Gutscheinen zum Einkaufen sollen noch mehr Menschen aufs Rad umsteigen. Zum ersten verkaufsoffenen Sonntag (4. Juli) gibt es einen Treuebonus von zehn Euro für Radler, der bei Händlern eingelöst werden kann. Das hat schon vor Weihnachten funktioniert. Zudem wurden immer mehr Stellplätze für Räder eingerichtet.
Lüneburg versucht aber den Verkehrsmix hinzubekommen, so dass ältere Menschen und Behinderte einbezogen werden. «Man darf nicht alles durch die Fahrradbrille sehen», sagt Pressesprecherin Suzanne Moenck.
In Bremen hat sich die rot-grün-rote Koalition schon 2019 das Ziel einer autofreien Innenstadt bis 2030 auf die Fahne geschrieben. Das soll mit besseren Mobilitätsangeboten flankiert werden. Inzwischen wurden Fahrradstraßen rot asphaltiert und die bundesweit erste Fahrradzone in der Neustadt eröffnet. Im ÖPNV sollen Straßenbahnlinien verlängert werden.
Die Bremer durften bis Ende April unter dem Motto «Der Verkehr in Bremen 2030» auf einem Online-Portal der Mobilitätssenatorin abstimmen, welche von über 40 Maßnahmen sie am wichtigsten finden. Ein erstes Stimmungsbild von 7700 Teilnehmern ergab, dass unter anderem mehr Fahrradstellplätze in der Innenstadt gewünscht werden und attraktive Fußwege. Gegenwind erhält das Ziel einer autofreien Innenstadt von der Wirtschaft. «Eine solche Verkehrspolitik scheint kaum vereinbar mit dem viel bedeutenderen Ziel eines attraktiven, lebendigen und gut erreichbaren Oberzentrums zu sein», heißt in einem Papier der Handelskammer.
Auch die 50.000-Einwohner-Stadt Emden an der Nordsee versucht verstärkt, den Radverkehr und den öffentlichen Nahverkehr voranzubringen. Busse dürfen dort an allen Wochenenden von Juli bis Dezember kostenfrei genutzt werden, um den Verkehr in der Innenstadt zu minimieren. «Jeder will mit dem Auto in die Stadt fahren und da gut parken können, gleichzeitig aber im Café sitzen, ohne von Abgasen und Autolärm beeinträchtigt zu werden», sagte Stadtsprecher Eduard Dinkela. Um diesen Zwiespalt zu lösen, entwickelt Emden unter anderem ein neues Parkraumkonzept. Außerdem sind spezielle Velorouten in der City geplant. Auch eine mobile Fahrrad-Waschanlage soll an Markttagen auf dem Wochenmarkt dafür sorgen, dass die Einwohner lieber das Rad statt das Auto nutzen. «Generell fahren die Menschen in Emden aber viel Rad», betont Dinkela.
© dpa-infocom, dpa:210701-99-213432/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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