Erinnerung an Zwangsaussiedlungen im Oktober 1961
12. Oktober 2021
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12. Oktober 2021
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Marienborn (dpa/sa) - Am einst größten deutsch-deutschen Grenzübergang Marienborn an der Autobahn 2 wird an die Zwangsaussiedlungen an der innerdeutschen Grenze erinnert.
Vor 60 Jahren, im Oktober 1961, habe die zweite Zwangsaussiedlungsaktion unter dem Namen «Festigung» stattgefunden, vielen sei sie völlig unbekannt, teilten die Veranstalter mit.
Dienstagabend sind ein Vortrag eines Historikers, die Vorführung von Ausschnitten aus Dokumentarfilmen und eine Podiumsdiskussion geplant. Bei den Zwangsaussiedlungen mussten ganze Familien das abgeriegelte Fünf-Kilometer-Sperrgebiet an der Grenze verlassen und ins Landesinnere der DDR umziehen.
«Zwangsaussiedlungen sind ein ganz besonders einschneidender Verstoß gegen die Menschenrechte. Ganze Familien haben nicht nur ihr Hab und Gut verloren, sondern auch ihre Heimat», erklärte der Bundesvorsitzende der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft, Dieter Dombrowski. Von insgesamt 12.000 Betroffenen lebten heute nur noch schätzungsweise 1000.
«Die Bundesregierung muss endlich das Vertreibungsunrecht mit einer adäquaten Entschädigung würdigen», forderte Dombrowski. «Dabei geht es den verbliebenen Betroffenen nicht ums Geld, sondern um eine glaubhafte Anerkennung durch den Staat und der Gesellschaft.»
Die Aufarbeitungsbeauftragte des Landes, Birgit Neumann-Becker, erklärte: «Es ist mir wichtig, 31 Jahre nach der Deutschen Einheit, der vor 60 Jahren Zwangsausgesiedelten und der weiteren Opfer des Grenzregimes zu gedenken. Die Zwangsaussiedlungen in Sachsen-Anhalt sind weithin unbekannt, die Opfer litten still. Sie hatten ein schlimmes Schicksal von Entwurzelung und Verlust der Heimat erlitten.» Diese Menschenrechtsverletzungen in der DDR seien Teil des Grenzregimes gewesen und hätten auch der Disziplinierung der verbliebenen Bevölkerung gedient.
© dpa-infocom, dpa:211012-99-564637/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH