Segel-Shootingstar Fink stürmt der Konkurrenz davon

8. Oktober 2021 ©
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Santa Cruz de La Palma (dpa/lno) - Zwei Sturmtiefs, Schlafmangel und eine gefährliche Mast-Aktion konnten ihn nicht stoppen: Solosegler Melwin Fink ist der Shootingstar des deutschen Solosegelsports.
Der erst 19 Jahre alte Teenager aus Bad Salzuflen hat als erster Deutscher eine Etappe im französischen Transatlantik-Klassiker Minitransat gewonnen. Die Glanzleistung gelang mit einem erfolgreichen Ausbruch bei stürmischen Bedingungen, in denen die Mehrheit der Konkurrenz einer Empfehlung der Wettfahrtleitung folgte und Schutz in Häfen suchte.
Fink erreichte den Etappenhafen Santa Cruz de La Palma auf seinem nur 6,50 Meter langen Boot nach zehn Tagen, 35 Minuten und 37 Sekunden. «Eine super Leistung!», zollte Vendée-Globe-Held Boris Herrmann dem Talent Respekt. Herrmann selbst hat am Minitransat, das als Wiege des Solosegelns gilt, 2001 teilgenommen und Platz elf erreicht. Das bislang beste deutsche Ergebnis gelang dem Hamburger Jörg Riecher 2017 mit Platz zwei.
Bei nur vier Stunden Schlaf am Tag hatte sich der jüngste Teilnehmer im Feld der 65 Serienboot- und 25 Prototypen-Skipper mit beherzter, aber durchdachter Entscheidung im Ziel fast einen Tag Vorsprung vor der Konkurrenz erarbeitet. Der 44-jährige Österreicher Christian Kargl erreichte die Ziellinie am Freitag als Zweiter in der Serienboot-Wertung.
Kargl hatte Fink auf See via UKW-Funk bestärkt, das Rennen trotz der Sturmwarnung fortzusetzen, weil neue Wetterberichte für die von den beiden bereits erreichte südliche Position weniger dramatische Bedingungen vorhergesagt hatten. «Ich habe die Entscheidung zur Fortsetzung des Rennens auf meinen Vorschlag mit Christian zusammen getroffen und mich auch deswegen sicher gefühlt. Für mich war es kein Risiko. Mein Boot hatte schon die erste Front gut überstanden», sagte Fink der dpa.
Kurz vor Einbruch der dritten Nacht auf See hatte er ein technisches Problem zu lösen. «Ich musste acht, neun Meter hoch in den Mast klettern, weil ein Schäkel aufgegangen war. Das ging gut, war aber nicht schön. Es ist hart, sich da am Mast festzuklammern und mit einer Hand zu arbeiten, weil man die Verbindung niemals verlieren darf.»
Der sportlich auf dem Steinhuder Meer groß gewordene Fink hatte sich vor dem Regattastart einen Platz in den Top Ten erhofft. Nun wird er am 29. Oktober mit Gesamtsiegchancen in die zweite Etappe starten. «Die Chance zum Sieg ist da und ich werde darum kämpfen», sagte er.
Vom früheren Hamburger Minitransat-Teilnehmer und Buchautor Jan Heinze erhielt Fink den neuen Spitznamen «Bum Bum Melwin». Die Segelwelt hat den erstaunlich reifen blonden Jura-Studenten aus Kiel, der im Etappenhafen von seinen Eltern empfangen wurde, nun als kraftvollen Skipper kennengelernt.
Gefragt nach seinen Segelplänen für die Zukunft, sagte Fink: «Die Vendée Globe ist superfaszinierend und ein Traum von vielen, aber ich würde sie mir noch nicht zutrauen. Für mich ist jetzt erst einmal das Minitransat ein dickes Brett. Ich segle in der zweiten Etappe zum ersten Mal alleine über den Atlantik. Das ist mein Fokus.»
© dpa-infocom, dpa:211008-99-527412/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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