Experte spricht von «politischem Erdbeben» an der Saar

27. September 2021 ©
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Saarbrücken (dpa/lrs) - Als «politisches Erdbeben» hat der Trierer Politikwissenschaftler Uwe Jun das Ergebnis der Bundestagswahl im Saarland bezeichnet.
«Ein furioser Sieg für die SPD: Das gibt natürlich erheblichen Rückenwind für die Landtagswahl 2022», sagte der Professor am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Gleichzeitig sei das Ergebnis «ein schwerer Schlag ins Kontor für die CDU». Am 27. März 2022 wird an der Saar ein neuer Landtag gewählt.
Erstmals seit 16 Jahren war die SPD am Sonntag bei einer Bundestagswahl im Saarland wieder zur stärksten Kraft gewählt worden. Die Sozialdemokraten hatten zuletzt 2005 die meisten Stimmen erzielt. 2009, 2013 und 2017 hatte die CDU die Wahl gewonnen. Im Land stellt die CDU seit 1999 den Ministerpräsidenten.
Das Ergebnis bei der Bundestagswahl gebe der «SPD Rückenwind, weil sie sieht, dass sie im Saarland auch Mehrheiten bekommen kann», sagte Jun. Die CDU sei mit den «dramatischen Verlusten», die sie erlitten habe, «in einer schwierigen Situation». Sie brauche nun etwas, das ihr neuen Schub verleihe. «Und da sehe ich am ehesten, den Ministerpräsidenten (Tobias Hans) nach vorne zu stellen.»
Die SPD könne auch davon profitiert haben, dass die Linke innerparteilich zerstritten und die Grünen mit keiner Landesliste angetreten sei, sagte Jun. «Aber das war nicht entscheidend.» Die SPD habe ja auch bei den Erststimmen gepunktet - und alle vier Direktmandate in dem Bundesland geholt. «Es gelingt der SPD im Moment durch ihr geräuschloses Agieren in der Landespolitik anzukommen», sagte der Experte weiter.
Im Bund erwartete Jun eine langwierige Regierungsbildung. «Es würde viele Beobachter, auch mich, überraschen, wenn man da schon vor Weihnachten mit einem definitiven Ergebnis rechnen könnte.» Zunächst gelte es, dass die FDP und die Grünen Vertrauen zueinander herstellten. «Und dann muss man schauen, mit welcher der noch größeren Parteien man zusammenkommt.»
© dpa-infocom, dpa:210927-99-380464/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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