Spektakulärer Besuch: Walross ruht sich auf Baltrum aus

8. September 2021 ©
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Baltrum (dpa) - Erstmals seit mehr als 20 Jahren ist im deutschen Wattenmeer wieder ein Walross aufgetaucht.
Das braune, massige Tier mit Schnurrbart und Stoßzähnen ruhte sich stundenlang auf der Nordsee-Insel Baltrum aus. Es schlief auf einer Buhne - also einer Küstenschutzanlage - im Westen der Insel. Vermutlich hatte es mehrere Tausend Kilometer zurückgelegt, denn Walrosse leben eigentlich rund um den Nordpol. Im Vergleich zu den heimischen Seehunden und Kegelrobben sind sie deutlich größer und schwerer.
«Walrosse können weite Strecken zurücklegen und sind auch innerhalb des arktischen Lebensraumes recht mobil», sagt Ursula Siebert, Expertin für Meeressäuger an der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Tiho). Zuletzt war 1998 ein Walross in der südlichen Nordsee - nämlich auf Juist und auf Sylt - gesichtet worden. «Meist sind das abenteuerlustige jüngere Tiere, die auch eine Weile bleiben, wenn sie sich wohlfühlen», sagt die Wissenschaftlerin.
Heinz Ideus ist Dünen- und Vogelwart auf der kleinsten ostfriesischen Insel Baltrum. Bei der Stippvisite des Walrosses am Dienstag sorgte er dafür, dass sich niemand dem seltenen Gast näherte. Das Tier, das von weitem wie ein riesiger Kartoffelsack aussah, zog sofort Dutzende Schaulustige an.
Die massige Walross-Dame hatte zwar Hautabschürfungen an den Vorderflossen, wirkte aber sonst gesund. Sie soll sich sogar einem Angler neugierig genähert haben. «Als ein Hund bellte, hat das Walross aufmerksam den Kopf gehoben», berichtet die Leiterin des Nationalparkhauses auf Baltrum, Karen Kammer. «Leider meinte dann auch noch ein Boot, es müsse sich nähern.» Das Tier habe aber seine Ruhe gebraucht.
«Um 12.30 Uhr hatten wir Hochwasser. So gegen 13.30 bis 14.00 Uhr ist das Walross wieder weggeschwommen», erzählt Dünenwart Ideus. «Es wäre wünschenswert, dass es den Weg nach Hause findet oder zumindest Kameraden.» Das sieht Inselbürgermeister Harm Olchers ähnlich: «Es war zwar ein Publikumsmagnet, aber es gehört nicht hierher.»
An der Atlantikküste macht seit einigen Monaten ebenfalls ein Walross Schlagzeilen. Das Männchen wurde unter anderem in Wales und Irland gesichtet und inzwischen Wally getauft. Es gibt sogar ein Video, in dem offenbar dieses Walross versucht, in ein Boot zu klettern. Das Weibchen von Baltrum soll vorher in Dänemark gesehen worden sein.
Vereinzelte Arktis-Bewohner, die sich nach Süden verirren, gab es schon immer. Der Klimawandel könnte jedoch zu größeren, erzwungenen Wanderbewegungen führen. So dringen Eisbären in Russland und Kanada auf der Suche nach Nahrung vermehrt in Dörfer ein. Walrosse haben nicht mehr ausreichend Ruheplätze, liegen gedrängt auf Felsen und kommen bei durch Störungen verursachten Massenpaniken zu Tode. Auch die verstärkte Schifffahrt und Ölförderung in der Arktis ist laut der Organisation WWF ein Problem für die gefährdeten Tiere.
«Der Eisbär ist schon gut untersucht, aber es ist erstaunlich, wie wenig wir über das Walross wissen», sagt Tiho-Professorin Siebert. Deshalb sei an der Tiho Hannover unter anderem ein Projekt zur Erforschung der Meeressäuger in Kooperation mit Russland in Planung. Eisschollen sind eigentlich typische Ruheplätze für Walrosse, jedoch fehlen sie zunehmend aufgrund der Erwärmung der arktischen Gewässer. «Es ist ganz traurig, dass den Tieren quasi der Lebensraum unter dem Körper wegschmilzt.»
© dpa-infocom, dpa:210908-99-139923/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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