Augenschmaus und Bienenweide

18. Juni 2021 ©
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Wiesbaden/Kassel (dpa/lhe) - Mit farbenfrohen Blüten gegen das Insektensterben - auch in diesem Jahr haben zahlreiche Landwirte, Kommunen und private Initiativen Blühstreifen und Felder als Nahrung und Lebensraum für Bienen, Hummeln und andere Tiere angelegt.
Auf 5580 Hektar ist die Fläche von Blühstreifen an Wegrainen und Ackerrändern in der Landwirtschaft gewachsen, das sind gut zehn Prozent mehr als im vergangenen Jahr, wie das hessische Umweltministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
«Vor allem bestäubende Insekten wie Wildbienen haben einen gewaltigen Anteil daran, dass es uns gut geht. Ohne sie können Pflanzen keine Früchte bilden und Tiere und Menschen verlieren ihre Nahrungsgrundlagen», erklärte Hessens Umweltministerium Priska Hinz (Grüne). «Darum setzen wir uns besonders für den Schutz bestäubender Insekten ein.»
Dabei setzt Hessen im wesentlichen auf drei Säulen: Über das Agrarumweltmaßnahmen-Programm HALM werden in diesem Jahr 3990 Hektar Blühflächen mit 2,66 Millionen Euro vom Land gefördert. 1881 Landwirte hätten sich entschieden, ein- und mehrjährige Blühflächen anzulegen, so die Ministerin. «Das sind nochmal 186 Aktive mehr als im Vorjahr.»
Hinzu kommen 1600 Hektar Blühflächen über die Gemeinschaftsinitiative «Hessens Landwirtschaft blüht für Bienen - Landwirte und Imker sind Partner» des hessischen Bauernverbandes und des Landesverbandes Hessischer Imker. Wie im vergangenen Jahr waren dafür rund 16 Tonnen Blühmischung an die Landwirte abgegeben worden, darunter etwa 1500 Kilogramm ökologisches Saatgut, wie es vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen hieß. «Dadurch wird unsere Kulturlandschaft in den nächsten Wochen nicht nur bunter, sondern bietet den Insekten nach der Blüte der Obstbäume und des Rapses bis in den Herbst hinein ein vielfältiges Nahrungsangebot», erklärte der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal.
Als dritte Säule kommt die Auszahlung von Lottomitteln hinzu, die für Projekte in Bereichen wie Sport, Kultur, Soziales und Umwelt verwendet werden. So waren im vergangenen Jahr 45.000 Euro im Rahmen der Kampagne «Bienenfreundliches Hessen» bewilligt worden. Rund 25.000 Euro davon flossen in konkrete Maßnahmen, vor allem in die Anlage von Blühflächen, mit dem übrigen Geld seien vor allem Imkervereine bei der Arbeit unterstützt worden. Die Zahl der Honigbienenvölker stieg laut Umweltministerium landesweit im vergangenen Jahr um 1700 auf rund 65.700 Völker.
Aber nicht nur das Land Hessen will mit solchen Maßnahmen zur Artenvielfalt beitragen - auch Kommunen und Privatleute engagieren sich zunehmend. So hatte der Vogelsbergkreis ein kreisübergreifendes Insektenschutzprojekt ausgerufen, an dem 13 Städte und Gemeinden als Projektpartner teilnehmen und auch der Main-Kinzig-Kreis hat mit «Main.Kinzig.Blüht.Netz» ein Projekt zur Biodiversität angestoßen, mit dem 500 Flächen in insektenfreundlichen Lebensraum umgewandelt werden sollen. Im Frankfurter Stadtteil Preungesheim blühen bunte Blumen auf Verkehrsinseln, und in Königstein im Taunus hat sich eine Wiese am Kurbad in ein Blütenmeer verwandelt - damit will die Stadt ausloten, welche weiteren Flächen sich für Wildblumen eignen könnten.
Ebenfalls im Main-Kinzig-Kreis ist die von Landwirt Friedrich Bellgardt nahe Hammersbach ins Leben gerufene Blühfeld-Initiative beheimatet. Sie hat sich nicht nur dem Artenschutz verschrieben, sondern will die Idee auch weitertragen, etwa durch spezielle Aktionen für Kinder und die Vernetzung mit ähnlichen Gruppen. Mit einem Geldbetrag können sich Paten bei der Blühfeld-Initiative virtuell an den mittlerweile rund 42.000 Quadratmeter umfassenden Flächen beteiligen, auf denen zurzeit Klatschmohn, Margeriten, Rotklee und andere Pflanzen in Blüte stehen. Rund 170 Paten hat die Initiative in diesem Jahr gewonnen und damit etwas mehr als im vergangenen Jahr.
Der Umweltverband BUND begrüßt die Initiativen und die Anlage von Blühstreifen grundsätzlich: «Alles, was mehr Blüten in die Landwirtschaft bringt, ist erstmal positiv», sagt Thomas Norgall, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Hessen. Bei der Aussaat müsse aber auch Wert auf die richtige Mischung aus jeweils regional heimischen Arten gelegt werden, um tatsächlich die Artenvielfalt, und nicht neues Ungleichgewicht zu fördern. So ziehe die violett blühende Phacelia zwar massenhaft Bienen an, doch könnten andere Insekten wenig mit ihr anfangen. Nötig sei generell eine Neuausrichtung der Agrarpolitik, um den Insektenschutz zu stärken.
© dpa-infocom, dpa:210618-99-42149/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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