Chefankläger der Nürnberger Prozesse

8. November 2020 ©
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Der 100 Jahre alte damalige Chefankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen, Benjamin Ferencz, hat zum Engagement für Frieden und gegen den Krieg aufgefordert. «Wir müssen das Recht aller Menschen in jedem einzelnen Land schützen, in Frieden und Würde zu leben.
Nürnberg (dpa) - Der 100 Jahre alte damalige Chefankläger bei den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen, Benjamin Ferencz, hat zum Engagement für Frieden und gegen den Krieg aufgefordert. «Wir müssen das Recht aller Menschen in jedem einzelnen Land schützen, in Frieden und Würde zu leben. Das ist mein Ziel. Wenn Ihr dieses Ziel auch habt: Tut dafür, was immer Ihr könnt», sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur in seinem Haus im US-Bundesstaat Florida. Er habe drei wichtige Ratschläge, die er jungen Leuten gerne mit auf den Weg gebe: «Nummer eins: Niemals aufgeben! Nummer zwei: Niemals aufgeben! Und Nummer drei: Niemals aufgeben!»
An diesem Montag erscheint seine Autobiografie auf Deutsch. «Sag immer Deine Wahrheit» heißt das Buch. Untertitel: «Was mich 100 Jahre Leben gelehrt haben».
Ferencz war nicht einmal 30 Jahre alt, als er Nazi-Kriegsverbrechern in Nürnberg den Prozess machte. Er war Chefankläger in einem der zwölf sogenannten Nachfolgeprozesse, die von 1946 bis 1949 auf das Verfahren gegen die Hauptkriegsverbrecher wie Hermann Göring und Rudolf Heß folgten. 24 führende SS-Leute klagte er unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen an. Mit 100 Jahren ist er heute der letzte noch lebende Zeitzeuge der Prozesse.
Vor den Prozessen war er als US-Soldat bei der Befreiung mehrerer Konzentrationslager dabei, deckte grauenhafte Nazi-Verbrechen auf. «Es gab bei den Nazis Anweisungen, bei einer Mutter, die ein Baby hält, durch das Baby zu schießen, weil man so beide auf einmal umbringen kann. Das sind Horrorgeschichten, aber sie sind wahr und wir müssen uns mit ihnen beschäftigen, damit sie nicht noch mal passieren», sagte er im dpa-Interview. «Ich habe das Gefühl, für die Opfer zu sprechen, für ermordete Männer, Frauen und Kinder. Kleinkinder, deren Köpfe an Bäumen zerschellten.»
Vor allem für ein deutsches Publikum sei wichtig, was er zu sagen habe, betont Ferencz: «Ich habe erlebt, dass aus eigentlich anständigen Menschen Massenmörder werden können. Krieg kann das machen. Krieg zerstört jede Form von Moral und wurde trotzdem jahrhundertelang glorifiziert. Ich habe mein Leben damit verbracht, diese Ansicht umzudrehen und dafür zu sorgen, dass das, was immer glorifiziert wurde, als das schreckliche Verbrechen gesehen wird, das es ist.»
Den Internationalen Strafgerichtshof von Den Haag, für dessen Errichtung Ferencz jahrelang gekämpft hat und den er sein «Baby» nennt, sieht er in der direkten Nachfolge der Kriegsverbrecherprozesse. Dass (Noch-)US-Präsident Donald Trump in diesem Jahr Sanktionen gegen das Gericht ankündigte, entsetzt Ferencz: «Der amerikanische Präsident sagt in diesem Jahr, er wolle den Gerichtshof zerstören. Das hat er zwar nicht wörtlich gesagt, aber er hat Sanktionen angekündigt gegen den Gerichtshof, seine Mitglieder, den Vorsitzende, den Chefankläger und die Mitarbeiter.» Dabei sei ein Gericht die einzige Möglichkeit, Krieg dauerhaft zu verhindern: «Wenn es kein Gericht gibt, um einen Disput beizulegen, dann bleibt nichts als Gewalt.»
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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