«Wer einmal absagt, hat die Unschuld verloren»

18. Oktober 2020 ©
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Absagen oder Streamingangebote: Viele Messen und mussten in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie aufgeben oder nach individuellen Lösungen suchen.
Leipzig (dpa/sn) - Absagen oder Streamingangebote: Viele Messen und mussten in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie aufgeben oder nach individuellen Lösungen suchen. Finanziell rechnen sich die Alternativen nur selten, dennoch lohnen sie sich für die Veranstalter kleinerer allemal, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr.
LEIPZIGER LACHMESSE: Mit der 30. Leipziger Lachmesse läuft von Sonntag 18. bis 25. Oktober ein Satirefestival unter Pandemie-Bedingungen. «Wir wollten nicht klein beigeben und sind dem Label als auch dem Publikum verbunden», sagte Harald Pfeifer vom Veranstalterverein. Auf Künstlerseite habe es zwei Absagen und eine Verschiebung gegeben. Zudem rechnet er mit etwa 40 Prozent weniger Besuchern wegen der coronabedingten Hygienekonzepte an den Veranstaltungsorten. Eine Absage sei aber nie in Frage gekommen, betonte Pfeifer. «Wer einmal absagt, hat die Unschuld verloren. Dann wird es auch für die kleinen Messen und schwierig, wieder Sponsoren zu finden.»
Besonders bitter für die Künstler ist, dass, wie in den Jahren zuvor, die Anzahl der Gäste über die Gage entscheidet. «Die meisten spielen gegen die Tür, wie man in unserer Branche sagt, als gegen die Abendkasse», erläuterte Pfeifer. Sollte aber aufgrund der zu geringen Zuschauerzahl die Gage zu dürftig sein, werde diese mithilfe der Sponsorengelder aufgestockt. In den vergangenen Jahren hatten jeweils rund 20 000 Menschen das Satirefestival besucht.
LITERARISCHER HERBST: Auch beim Leipziger Literaturfestival vom 20. bis 25. Oktober wirkt sich die Pandemie auf das Programm und die Besucherzahl aus. In einigen Veranstaltungsorten steht wegen des Hygienekonzept gerade einmal ein Sechstel der Plätze zur Verfügung. Trotzdem kam eine Absage nicht in Frage. «Für die meisten Autoren sind die Lesungen eine wichtige Säule ihres Einkommens. Sie sind darauf angewiesen. Und auch die Leser sind ausgehungert», sagte Mitorganisator Nils Kahlefendt.
Man gehe aber nicht blind in die Veranstaltungen und beobachte die aktuelle Lage, erläuterte er. «Es ist aber auch schade, wenn Autoren aus Berlin, nach den Lesungen wegen des Beherbergungsverbotes nicht im Hotel übernachten dürften.» Insgesamt 19 Lesungen und Gesprächsrunden mit 72 Mitwirkenden stehen auf dem Programm. Einen kleinen Vorgeschmack auf den Gastland-Auftritt Portugals auf der Leipziger Buchmesse 2021 soll ein portugiesischer Abend geben.
DOK LEIPZIG: Die Zahlen beim Dokumentarfilm-Festival DOK Leipzig vom 26. Oktober bis 1. November zeigen deutlich den harten Einschnitt der Corona-Pandemie: Generell stehen etwa 50 Prozent der Plätze in den Kinos zur Verfügung. «Da wir weniger Leinwände bespielen, haben wir unsere Kapazität im Vergleich zu 2019 insgesamt um gut 70 Prozent reduzieren müssen», sagte Festivalleiter Christoph Terhechte. Es werden aus Kostengründen 141 Filme gezeigt, statt der ursprünglich geplanten rund 200.
«Wir wollen stattfinden, um Kontinuität zu wahren, sowohl in den Augen unseres Publikums als auch der Branche», betonte Terhechte. Es sei auch ein Akt der Solidarität mit den Filmschaffenden, die zum allergrößten Teil nicht mit dem Herausbringen ihrer Filme warten wollten, bis die Pandemie vorüber sei. «Gerade um einen Kahlschlag in der Kinobranche und Filmbranche zu vermeiden, ist es wichtig, am Ball zu bleiben», erläuteret der Festivalleiter.
TANZ- UND THEATERFESTIVAL EURO-SCENE. Auch das Leipziger Tanz- und Theaterfestival Euro-Scene feiert in diesem Herbst sein 30-jähriges Bestehen. Unter Corona-Bedingungen wird sich das Platzangebot wegen der Abstandsregeln um 40 bis 50 Prozent verringern. Eine Absage kam für Festivaldirektorin Ann-Elisabeth Wolff jedoch nie in Frage. «Wer für die Kunst brennt, der sagt erst ab, wenn gar nichts mehr geht», sagte sie. Im konkreten Fall wäre es für sie ein erneuter bundesweiter Lockdown.
«Die Künstler treten auch lieber vor wenigen Zuschauern auf als gar nicht», ergänzte Wolff, für die es die letzte Euro-Scene werden wird. Die Langzeitdirektorin war von Beginn an dabei, seit 1994 leitet sie das Festival. «Es ist schon ein seltsamer Abschluss. Aber es passt zu unserem Motto «Alles nicht wahr», welches wir bereits vor der Pandemie ausgewählt hatten.»
Finanziell ist das Festival nicht ganz so hart getroffen wie andere, weil es durch das Kulturamt der Stadt Leipzig und die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen finanziert wird. Der Gesamtetat liegt 2020 bei rund 570 000 Euro.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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