Immaterielles Kulturerbe Friedhöfe
18. September 2020
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Mit einer neuen Beschilderung weist der Hamburger Friedhof Ohlsdorf künftig Besucher auf den Unesco-Titel Immaterielles Weltkulturerbe hin. Die UN-Unterorganisation habe diesen Titel der gesamten deutschen Friedhofskultur im März verliehen, sagte der Kulturwissenschaftler und Jurymitglied Norbert Fischer am Freitag.
Hamburg (dpa/lno) - Mit einer neuen Beschilderung weist der Hamburger Friedhof Ohlsdorf künftig Besucher auf den Unesco-Titel Immaterielles Weltkulturerbe hin. Die UN-Unterorganisation habe diesen Titel der gesamten deutschen Friedhofskultur im März verliehen, sagte der Kulturwissenschaftler und Jurymitglied Norbert Fischer am Freitag. Die Initiative dazu sei 2015 von Hamburg ausgegangen.
«Die Auszeichnung ist eine internationale Anerkennung einer jahrhundertealten Tradition», erklärte Fischer. Seit etwa 1800 gebe es in Hamburg Friedhöfe mit Gartencharakter. Zum Tag des Friedhofs an diesem Wochenende kennzeichneten rund 100 deutsche Städte ihre Anlagen mit dem neuen Titel. Nach Angaben der Hamburger Friedhofsverwaltung gibt es in Deutschland rund 32 000 Friedhöfe, in Hamburg 53.
Der 389 Hektar große Ohlsdorfer Friedhof ist nach eigenen Angaben der größte Parkfriedhof der Welt. Die Anlage zeige die Vielfältigkeit der Kultur und Religonen in Hamburg. «Hier sieht man ein Spiegelbild der Hamburger Gesellschaft», sagte der Geschäftsführer der Hamburger Friedhöfe, Carsten Helberg. Die Berater-Kommission Icomos habe Wert darauf gelegt, die multireligiösen Aspekte und die Kriegsopfer zu erwähnen. Viele Verbände, darunter der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und die jüdische Gemeinde, hätten die Initative unterstützt. Der Welterbetitel sei eine große Ehre für den Ohlsdorfer Friedhof, betonte Helberg.
Die vielen Veränderungen in der Grab- und Trauerpflege zeigten die Lebendigkeit der Friedhofskultur. Als Beispiele nannte Helberg die mehr als 20 Themengrabfelder in Ohlsdorf. Erst in diesem Jahr ist eine Anlage hinzugekommen, auf der Menschen zusammen mit ihren Haustieren bestattet werden können. Das erste Begäbnis fand im Mai statt, eine Frau habe sich zusammen mit der Asche ihres zwei Jahre zuvor gestorbenen Hundes «Flocki» bestatten lassen. Inzwischen seien weitere Mensch-Tier-Begräbnisse hinzugekommen, sagte Friedhofsprecher Lutz Rehkopf.
Ohlsdorf wolle unterschiedlichen Trauerbedürfnissen Raum geben. Am Rosengarten des Friedhofs haben trauernde Fans der Rockgruppe Linkin Park eine kleine Gedenkstätte für den vor drei Jahren gestorbenen Sänger Chester Bennington eingerichtet. Bestattet wurde der Musiker allerdings in den USA. Fans hätten über Facebook den Hamburger Trauerort neben einer Friedhofsbank initiiert, sagte Rehkopf.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH