Kunstfest Weimar in Corona-Edition

24. August 2020 ©
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Viel Planungsaufwand innerhalb einer kurzen Zeit haben die Macher aufgebracht, damit das Kunstfest Weimar nicht wie so viele andere Festivals in der Corona-Zeit abgesagt werden musste. Und sie haben es auch durch die Gnade des Termins im Spätjahr geschafft:
Weimar (dpa/th) - Viel Planungsaufwand innerhalb einer kurzen Zeit haben die Macher aufgebracht, damit das Kunstfest Weimar nicht wie so viele andere Festivals in der Corona-Zeit abgesagt werden musste. Und sie haben es auch durch die Gnade des Termins im Spätjahr geschafft: Am Mittwoch (26. August) beginnt das größte Festival für zeitgenössische Künste Thüringens. Die Pandemie lässt es aber doch recht anders aussehen, als noch wie zum Jahresbeginn angekündigt.
«Wir mussten viel umplanen und im Einvernehmen mit den Künstlern auch einige Projekte auf das kommende Jahr verschieben», sagt der künstlerische Leiter Rolf Hemke. Manche Produktionen seien unter den nötigen Hygiene- und Abstandsauflagen schlicht nicht durchführbar gewesen. So musste etwa die Uraufführung der Oper «Electric Saint», für die Grammy-Gewinner und Ex-Police-Schlagzeuger Stewart Copeland komponiert hat, auf 2021 verlegt werden. «Eine Opernaufführung kann man nicht verantworten, wenn man sie nicht in dem Rahmen präsentieren kann, in dem sie gedacht ist - das würde künstlerisch Schaden nehmen», sagt Hemke.
Immerhin trotz aller Widrigkeiten stehen bis einschließlich 13. September 60 Produktionen, Ausstellungen und Vorführungen an verschiedenen Spielorten auf dem Programm. Darunter auch einige Uraufführungen.
Um auf Eventualitäten vorbereitet zu sein, gründete das Kunstfest ein Autokino in Weimar mit. «Das ist der Ort für das pandemiesichere Kernprogramm», sagte Hemke. Dort sollen etwa kleine Theaterprojekte zu sehen sein. Vorgabe an die Künstler: Inhaltlich und formal sollen sie sich mit der Krise auseinandersetzen. Hemke spricht von einem analogen Corona-Autorenfestival, das gezwungenermaßen ad hoc entwickelt wurde.
Mehr als zwei Künstler werden zeitgleich nicht auf der Bühne sein, auch Abstand bleibe gewahrt. Zur Festivaleröffnung im Autokino kommt «Five deleted messages» von Autor und Regisseur Falk Richter zur Uraufführung. Dabei wird Dimitrij Schaad («Känguru-Chroniken») zu sehen sein. Unter anderem kommt dort auch ein Text der in Weimar geborenen Autorin Sibylle Berg auf die Bühne.
Problematisch sei im Corona-Jahr allerdings auch, dass einige Fördermittel und Sponsorengelder weggefallen seien, berichtet Hemke. «Wir haben etwa 80 000 Euro weniger, das müssen wir kompensieren.» Durch die verschobenen Projekte seien aber auch Gelder freigeworden. Mit betroffenen Künstlern sei vereinbart, zunächst nur einen Teil der Gage zu zahlen, im nächsten Jahr werde der Rest gezahlt.
«Einer der Gründe, weshalb wir gesagt haben, wir wollen das Festival machen, war, Künstlern eine Beschäftigungsmöglichkeit zu geben», so Hemke. Die Krise habe viele hart getroffen. «Auch prominente Künstler sind darunter, da können wir bis in die Spitzen der Opernsänger gehen.»
Vor welche Herausforderung die Krise gerade freie Künstler stellt, weiß auch Richard Siedhoff zu berichten. Der Weimarer Musiker hat bei Archivrecherchen die verloren geglaubte Musik zum Stummfilmklassiker «Der Golem, wie er in die Welt kam» (1920) gefunden und rekonstruiert. Beim Kunstfest wird sie nun erstmals wieder live vom Orchester gespielt zum Film zu hören sein.
«Die Haupteinnahmen durch Auftritte und Konzerte sind mit dem Lockdown im März wie ein Kartenhaus zusammengefallen», sagt Siedhoff. Gerade im April seien alle Auftritte weggebrochen. Er berichtet von Künstlerkollegen, die schließlich Arbeitslosengeld beantragen mussten. Selbst habe er noch Glück gehabt, da er Rücklagen hatte, laufende Projekte und später auch Soforthilfe beantragen konnte. Zudem habe sich die Situation ab Juni durch Open-Air-Veranstaltungen gebessert. «Schwierig wird der Winter.» Sollten dann Konzerte drinnen nur vor wenig Publikum möglich sein, werde die Situation noch heikler, wenn keine Subventionen fließen, so Siedhoff.
Zuletzt spielte er etwa bei den Internationalen Stummfilm Tagen in Bonn. Dort sei das Publikum deutlich ausgedünnt gewesen. «Es ist einerseits ein trauriger Anblick, aber es macht auch hoffnungsvoll, dass es immerhin solche Auftritte gibt.»
Das Kunstfest selbst zählte in den vorherigen Jahren meist zwischen 5000 bis 7000 zahlende Zuschauer. Dass es in diesem Jahr schwierig werden könnte, diese Zahlen zu erreichen, zeigt schon die Platzplanung im Großen Haus des Deutschen Nationaltheaters Weimar (DNT): Bis zu 850 Besucher können dort Platz finden, erklärt Hemke. Durch Abstandsauflagen werden aber nur etwa 180 Plätze besetzt werden können. Mit Sorge blickt Hemke auch auf die Entwicklung der Pandemie zuletzt: «Steigende Infektionszahlen sind kein gutes Verkaufsargument.» Und dann kommt neben der Pandemie auch das Wetter als Risikofaktor für die vielen Open Air-Programmpunkte dazu, wie Hemke ergänzt. «Das sind wir aber schon gewohnt - es ist ein bisschen wie ein Kampf gegen Windmühlen.»
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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