Traditionsschifffahrt in Krise
6. August 2020
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6. August 2020
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Die deutsche Traditionsschifffahrt steckt wegen der Corona-Pandemie tief in der Krise. «Seit dem Shutdown im Frühjahr geht nichts mehr», sagte der Vorsitzende des Dachverbands der deutschen Traditionsschiffe, Jan-Matthias Westermann, der Deutschen Presse-Agentur.
Rostock (dpa) - Die deutsche Traditionsschifffahrt steckt wegen der Corona-Pandemie tief in der Krise. «Seit dem Shutdown im Frühjahr geht nichts mehr», sagte der Vorsitzende des Dachverbands der deutschen Traditionsschiffe, Jan-Matthias Westermann, der Deutschen Presse-Agentur. Heute sollte in Rostock die Hanse Sail eröffnet werden, sie war aber im April von Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) abgesagt worden. «Der 30. Geburtstag des Festes solle kein Schatten seiner selbst sein», begründete er die Entscheidung. Zuvor waren bereits entsprechende Veranstaltungen in anderen Städten wie Bremerhaven, Kiel und Hamburg abgesagt worden.
Die Schiffseigner seien für den Betrieb ihrer rund 110 Schiffe in Deutschland dringend auf die Einnahmen durch die Ausfahrten bei den Veranstaltungen angewiesen, sagte Westermann. «Gleichzeitig wollen wir auf jeden Fall vermeiden, dass auf einem Schiff eine Infektionskette entsteht, für die wir dann verantwortlich sind.» Deshalb habe der Verband seinen Mitgliedern zur extremen Vorsicht geraten. So sei es nahezu unmöglich, auf beziehungsweise in den Schiffen einen Mindestabstand von 1,50 Meter einzuhalten.
Westermann rief die Regierungen in Bund und Land zu Hilfe auf, damit die Traditionsschiffe nicht in großer Zahl von der Bildfläche verschwinden. «Wir benötigen schnelle Zuschüsse», betonte er. Dabei gehe es nicht um Profite. «Wir sind Non-Profit-Organisationen.»
Das Problem sei, dass die Betreiber kein Geld für Instandsetzungen im Winter einnehmen können. Schon die laufenden Ausgaben zu decken, sei problematisch. Gleichzeitig gebe es die Sicherheitsverordnung mit Auflagen, die termingerecht erfüllt werden müssten. Der Verband trete dafür ein, die Auflagen um ein oder zwei Jahre aufzuschieben.
Im Rostocker Stadthafen wird am Donnerstag eine Outdoor-Ausstellung zur 30-jährigen Geschichte der Hanse Sail eröffnet. Es sei Wehmut dabei, sagte Hanse-Sail-Chef Holger Bellgardt. «Wer lädt schon gern zur Geburtstagsfeier ein und muss dann später absagen oder die Party verschieben? Es gibt dafür aber keine Alternative.»
Trotz der Absage werde etwa ein Dutzend Schiffe nach Rostock kommen. Dabei würden teilweise auch Mitsegelmöglichkeiten angeboten. Doch die Eigner könnten nicht die geplanten Einnahmen erzielen, bestätigte Bellgardt. «Schwere See und rauer Wind für die Eigner der Oldtimer.»
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH