Nicht alle Kommunen machen bei Kindergärtenöffnung mit

17. Mai 2020 ©
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Nach wochenlang geschlossenen Kindergärten mit Notbetrieb dürfen die Kommunen den Einrichtungen ab Montag einen eingeschränkten Regelbetrieb erlauben. Doch es zeichnet sich bereits ab, dass nicht alle mitmachen.
Erfurt (dpa/th) - Nach wochenlang geschlossenen Kindergärten mit Notbetrieb dürfen die Kommunen den Einrichtungen ab Montag einen eingeschränkten Regelbetrieb erlauben. Doch es zeichnet sich bereits ab, dass nicht alle mitmachen. «Es scheint sich die Tendenz durchzusetzen, dass ab Montag zunächst die Notbetreuung erweitert wird und nicht schon in den eingeschränkten Regelbetrieb übergegangen wird», sagte die Grundsatzleiterin Kitas bei der Thüringer Arbeiterwohlfahrt (AWO), Sonja Tragboth, der Deutschen Presse-Agentur. Die AWO ist mit rund 160 Einrichtungen einer der größten freien Träger für Kindergärten in Thüringen.
Aus Tragboths Sicht ergibt ein späterer Start der eingeschränkten Regelbetreuung mehr Sinn. «Jede Einrichtung hat unterschiedliche räumliche und personelle Voraussetzungen. Das muss alles organisiert werden», sagte sie. Zudem seien die Vorgaben vom Bildungsministerium sehr kurzfristig gekommen.
Ähnlich äußerte sich Geras Oberbürgermeister Julian Vornab (parteilos). Es sei in der kurzen Zeit seit Inkrafttreten der Landesverordnung nicht möglich gewesen, einen eingeschränkten Regelbetrieb schon bis Montag vorzubereiten, sagte Vornab.
Spezielle Hygieneschutzkonzepte seien nötig, die wiederum von baulichen Voraussetzungen der Kindergärten abhingen. Die Kindergärten in Gera werden demnach erst Anfang Juni den eingeschränkten Regelbetrieb starten. Allerdings würden ab Montag schon rund 40 Prozent der Kindergartenkinder wieder in den Einrichtungen betreut - bisher seien es etwa 20 Prozent im Notbetrieb gewesen, sagte Vornab. Die Stadt Gera selbst betreibt keine Kindergärten - die rund 40 Einrichtungen liegen in den Händen freier Träger.
Die Wirtschaft dagegen pocht auf eine schnelle Öffnung der Kindergärten. «Es darf auf keinen Fall aufgrund von Umsetzungsschwierigkeiten vor Ort dazu kommen, dass die Entscheidung, wann die einzelne Kita öffnet, den gesamten möglichen Zeitraum vom 18. Mai bis 15. Juni in Anspruch nimmt», warnte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft Thüringens, Stephan Fauth.
Die Landesregierung stellt es den Kommunen frei, schon ab Montag die Notbetreuung zu beenden und zum eingeschränkten Regelbetrieb in den Kindergärten überzugehen oder noch bis spätestens 15. Juni damit zu warten. In diesem Fall soll aber wenigstens der Notbetrieb erweitert werden und Eltern auch ihre Kinder im Vorschulalter sowie deren Geschwister in den Kindergarten bringen können. In Thüringen waren nach Zahlen vom Freitag zuletzt 20 618 Kinder in der Notbetreuung in Kindergärten - rund 23 Prozent. Mit der Erweiterung ab Montag dürfte der Anteil deutlich steigen.
Nicht nur Gera, sondern auch in den Kitas in Erfurt, Eisenach und im Landkreis Schmalkalden-Meiningen wird es am Montag zunächst weiter eine Notbetreuung geben. Die Stadt Mühlhausen will den eingeschränkten Regelbetrieb ab dem 25. Mai starten, Erfurt erst Anfang Juni.
Tragboth sagte, dass man erst am Mittwoch Details bekommen habe, um die Hygieneschutzkonzepte zu erstellen. «Wir haben auf der Grundlage der Handlungsempfehlungen des Ministeriums Musterhygienepläne erstellt», sagte Tragboth. Die einzelnen Einrichtungen müssten dennoch Passagen ergänzen. So sei die Situation sehr unterschiedlich, wie und wo die Eltern ihre Kinder bringen und abholen. Gerade dabei müsse ein größeres Aufeinandertreffen aber vermieden werden.
Die Landrätin von Schmalkalden-Meiningen, Peggy Greiser, kritisierte vor einigen Tagen die Vorgaben aus Erfurt scharf. «Es gibt kein richtiges Konzept vom Freistaat für die Öffnung, dafür aber Vorgaben, die kaum umsetzbar sind», erklärte Greiser. Damit meinte sie vor allem die Vorgaben, dass Kinder bis zu einem Alter von drei Jahren jeweils sechs Quadratmeter zur Verfügung haben sollen. Für ältere Kindergartenkinder sind vier Quadratmeter vorgesehen.
«Wir orientieren uns natürlich an diesen Vorgaben. Aber für uns ist der Maßstab, dass wir feste Gruppenstrukturen haben, mit einer festen Zuordnung von Fachkräften und Räumen», sagte Tragboth.
Mit den bisherigen Plänen zur eingeschränkten Regelbetreuung müssten die Kindergärten einen «Spagat leisten, der eigentlich nicht geht», sagte Tragboth. Es gebe einen großen Organisationsaufwand und wegen der kleineren Gruppen werde mehr Personal gebraucht. «Zugleich haben wir aber real weniger Personal zur Verfügung, weil einige Fachkräfte auch zu Risikogruppen gehören.»
Die Thüringer CDU-Fraktion kritisierte, dass die Betreuung an Grundschulen weiterhin nur im Notbetrieb stattfinden soll. «Die Landesregierung lässt die Familien mit ihren Problemen allein», erklärte der bildungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Christian Tischner, am Sonntag. Seiner Meinung nach müsste die Beschränkung der Gruppengrößen aufgehoben und stattdessen auf eine strikte Trennung der Klassen geachtet werden.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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