Was tun mit Stasi-Gefängnis? Debatte gestartet

25. November 2021 ©
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Neubrandenburg (dpa) - Der Umgang mit dem leeren Ex-Stasi-Gefängnis in Neubrandenburg hat eine Debatte über Gedenkstättenarbeit auf dem riesigen Stasi-Komplex in der Region ausgelöst.
Die Vorstellungen reichen von Gefängnisabriss mit anschließendem Wohnungsbau bis zum Erhalt und Führungen durch das Gelände unweit vom Tollensee, das nach 1990 bis 2020 als reguläre Haftanstalt diente, wie auf einem Forum am Mittwochabend deutlich wurde. Der Bundesvorsitzende der Vereinigung der Opfer des Stalinismus/Gemeinschaft von Verfolgten und Gegnern des Kommunismus (VOS), Hugo Diederich, forderte, dass das Gelände Jugendlichen gezeigt wird, damit diese eine Vorstellung von den damaligen Verhältnissen bekommen.
Der «Stasi-Komplex Lindenberg», die Neubrandenburger Bezirkszentrale des DDR-Geheimdienstes, war nach Angaben der Berliner Historikerin Elena Demke der zweitgrößte Stasi-Komplex der DDR. Das sei angesichts des kleinen Bezirkes Neubrandenburg erstaunlich. Größer war nur die Stasi-Zentrale in Berlin. Die riesige Anlage im Süden Neubrandenburgs, wo es einst mehr als 1000 Stasimitarbeiter gab, war erst 1987 fertiggestellt worden.
Das Gelände gehört dem Landes Mecklenburg-Vorpommern, das hier ein Behördenzentrum mit Finanzamt, Landesgesundheitsamt und Staatsanwaltschaft eingerichtet hat. Auch die ehemalige Stasi-Unterlagenbehörde hat ihren Sitz hier. Die Stadt hat aber die Planungshoheit. «Auch in Chemnitz hat alles mit einem Tag der Offenen Tür im Gefängnis begonnen», sagte Diederich. Auf dem Chemnitzer Kaßberg entsteht eine neue Gedenkstätte, für die am Donnerstag Baubeginn sein sollte. 3,8 Millionen Euro sollen in den Lern- und Erinnerungsort fließen. Das Gefängnis war vor 1989 zentrale Drehscheibe für den Freikauf politischer Häftlinge nach Westdeutschland. Laut Bundesregierung sind 33 755 Gefangene zwischen 1963 bis 1989 in den Westen gelangt - fast immer über das Kaßberg-Gefängnis.
Wegen der Bedeutung sollten die damals im Stasi-Gefängnis in Neubrandenburg Inhaftierten in Erinnerungsarbeit ebenso einbezogen werden, wie die Leute, die bis 1989 dort gearbeitet haben, sagte die Leiterin des Geschichtsprojektes Zeitlupe in Neubrandenburg, Constanze Jaiser.
© dpa-infocom, dpa:211125-99-135618/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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