Sahin wirbt für Booster und spricht über Investitionen

21. November 2021 ©
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Mainz (dpa) - Angesichts der angespannten Corona-Lage rücken Impfstoffe und die Dauer ihrer Wirkung stärker in den Blick der besorgten Öffentlichkeit.
Nach Angaben von Biontech-Gründer Ugur Sahin ist der Schutz des Vakzins aus Mainz vor einer schweren Corona-Erkrankung bis zum neunten Monat sehr hoch. Dies zeigten kürzlich veröffentlichte Studien, führte Sahin in der «Bild am Sonntag» aus. Der Impfschutz sinke jedoch «ab dem vierten Monat». Der Mediziner und Forscher sprach sich daher für Auffrischungsimpfungen in der aktuellen Situation aus. «Ein Booster schützt zum einen den Geimpften sehr gut vor Erkrankung, er hilft aber auch, weitere Ansteckungsketten zu unterbrechen», sagte er.
Es sei zu erwarten, dass die Wirkung der dritten Impfung länger anhalte als der Schutz nach der Doppelimpfung. Somit könnten nachfolgende Auffrischimpfungen womöglich nur jedes Jahr nötig werden - ähnlich wie bei Influenza, sagte Ugur Sahin laut «Bild am Sonntag».
Indes hat der Biontech-Gründer am Wochenende die Investitionspläne des Unternehmens in Mainz konkretisiert. Wenn alles umgesetzt sei, werde Biontech mehr als eine Milliarde Euro in der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz investiert haben, sagte der 56 Jahre alte Sahin den Zeitungen der VRM-Gruppe. Geplant sei, die bisherige Fläche des Firmenareals zu verdoppeln. Entstehen solle ein Campus für Wissenschaft und ein Mini-Campus für Administration. «Hinzu kommt eine Herstellungsstätte für Krebstherapien und Büroflächen, die sich über die Stadt verteilen», wird Sahin von den Blättern zitiert.
Am Standort Marburg werde nach wie vor die Produktion ausgebaut, fügte er hinzu. «Der Löwenanteil der kommerziellen Produktion wird auch dort bleiben.» In Marburg stelle Biontech große Mengen des abfüllfertigen Covid-19-Vakzins her. Produktionsstandort ist auch Idar-Oberstein. Hier hat Biontech den Angaben zufolge gerade neue Labore in Betrieb genommen. Aktuell hat Biontech nach Sahins Worten etwa 1800 Beschäftigte in Mainz und 2800 weltweit. In den kommenden fünf bis acht Jahren solle die Zahl der Beschäftigten in Mainz auf 3000 bis 4000 wachsen, sagte der Biontech-Gründer.
Gleichwohl rückte der Impfstoff von Biontech auch wegen einer Ankündigung aus dem Bundesgesundheitsministerium in den Fokus. So hatte das Ministerium in einem Schreiben an die Länder für die kommenden Wochen Begrenzungen bei Bestellmengen für den Impfstoff von Biontech/Pfizer angekündigt. Stattdessen solle das Präparat von Moderna bei Auffrischungsimpfungen vermehrt zum Einsatz kommen. Andernfalls drohten eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 zu verfallen, was vermieden werden müsse. Praxen sollen demnach vorerst maximal 30 Dosen Biontech pro Woche bestellen können, Impfzentren und mobile Impfteams 1020 Dosen. Für Bestellungen von Moderna soll es keine Höchstgrenzen geben.
Prompt gab es Kritik, etwa aus hessischen Kommunen. Die Ersten Beigeordneten der Kreise Bergstraße, Fulda, Vogelsberg und Marburg-Biedenkopf forderten den geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Samstag auf, die Beschränkung zurückzunehmen. Sie argumentieren, bei einem Impfstoffwechsel werde eine erneute komplette Aufklärung notwendig, die in jedem Einzelfall Zeit koste.
Ähnlich äußerte sich der Bürgermeister der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Nastätten (Rhein-Lahn-Kreis), Jens Güllering (CDU). Er hatte die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie Spahn in einem Brief darum gebeten, die Entscheidung zu überdenken. Der Wechsel des Impfstoffs könnte zur Verunsicherung der Impfbereiten führen, warnte er.
© dpa-infocom, dpa:211121-99-83106/3
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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