IG Metall spricht von Testfall

19. November 2021 ©
19. November 2021 ©
Arnstadt (dpa/th) - Im Konflikt um den Bosch-Standort in Arnstadt fordert Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) Vertragstreue des Unternehmens.
Der Tarifvertrag, der die Weiterbeschäftigung der Arbeitnehmer bis Ende 2022 vorsehe, müsse eingehalten werden, «selbst wenn sich die Lage des Unternehmens verändert», sagte Tiefensee der Deutschen Presse-Agentur. Er habe Verständnis für den Widerstand der Beschäftigten und der IG Metall gegen Überlegungen, die etwa 100 Mitarbeiter an dem Standort ab Dezember in die bezahlte Freistellung zu schicken.
Nach Angaben von Bosch gibt es für die Beschäftigten keine Arbeit mehr. Die betroffenen Mitarbeiter würden bis Ende 2022 ihr volles Gehalt erhalten. Sie hätten so keine finanziellen Einbußen, sagte eine Sprecherin von Bosch. Ende 2022 liefen die in der Vergangenheit geschlossenen Verträge aus. «Wir handeln dabei im Einklang mit den rechtlichen Erfordernissen.»
Die IG Metall spricht von einem Testfall, wie sie und die Belegschaft auf eine solche Werksschließung reagierten. Der Bosch-Konzern wolle in Thüringen testen, wie sich Arbeitnehmervertreter verhielten, wenn Rechte von Beschäftigten massiv verletzt würden, sagte der zweite Bevollmächtigte der IG Metall Erfurt, Kirsten Breuer. Bosch wies das zurück.
Der Bosch-Gesamtbetriebsrat und die IG Metall haben an diesem Freitag zu einem Aktionstag an den Standorten in München, Bühl bei Stuttgart und Arnstadt aufgerufen.
In dem Werk in Arnstadt werden Regler für die Lichtmaschinen von Verbrennungsmotoren hergestellt. Die Produktion dieser Teile war 2014 nach Thüringen gekommen - nach dem Aus für die Solarsparte von Bosch an diesem Standort. Weil immer mehr Autohersteller auf die Fertigung von Elektroautos umsteigen, ist die Nachfrage nach den Reglern nach Unternehmensangaben deutlich gesunken.
Nach Angaben von Bosch gibt es inzwischen keine Aufträge mehr für das Werk in Arnstadt. Bosch möchte laut Sprecherin in Gesprächen mit dem Betriebsrat zu einer tragfähigen und fairen Gesamtlösung im Sinne der Beschäftigten kommen. Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren geprüft, ob die Herstellung neuer Produkte in dem Werk angesiedelt werden könne. «Leider ist das nicht in wirtschaftlich vertretbarer Weise möglich.»
Breuer von der IG Metall sagte, es sei nicht hinnehmbar, dass die Beschäftigten in etwa zwei Wochen nach Hause geschickt werden sollen - auch wenn sie weiterhin ihr Geld erhielten. Wenn Arbeitnehmer etwa ein Jahr lang ohne Arbeit zu Hause gesessen hätten, sei es für sie schwierig, wieder ins Erwerbsleben einzusteigen. Die Verträge für den Standort Arnstadt bedeuteten auch, dass Bosch verpflichtet sei, seine dort Beschäftigten mit Arbeit zu versorgen.
© dpa-infocom, dpa:211119-99-57422/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Das könnte Sie auch interessieren ...

expand_less