Zahl aufgesprengter Geldautomaten steigt

12. November 2021 ©
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Frankfurt/Wiesbaden (dpa/lhe) - Sie kommen meist nachts und sind nach wenigen Minuten wieder weg: Täter, die Geldautomaten aufsprengen, sind hochprofessionell unterwegs.
Nach einem Rückgang der Taten 2020 auf 30 stieg die Zahl der Fälle an, wie das Landeskriminalamt (LKA) auf Anfrage mitteilt. 2021 sind es bisher 44. Zudem wurden die Täter erfolgreicher: Mittlerweile werde in etwa jedem zweiten Fall Beute gemacht, sagt LKA-Sprecherin Virginie Wegner. Dies liege auch daran, dass mittlerweile anstelle eines Gasgemischs tatsächlicher Sprengstoff zum Einsatz komme - eine gefährliche Entwicklung.
Oberursel, Buseck und Gelnhausen lauteten die Ziele in den vergangenen Tagen. Die Täter hinterlassen zersplittertes Glas, zerstörtes Mobiliar und zertrümmerte Automaten. In Oberursel riss die Wucht der Explosion Fensterrahmen aus der Verankerung. Im Stockwerk darüber schliefen währenddessen Menschen in ihren Wohnungen, weshalb neben Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion auch wegen versuchten Mordes ermittelt wird. «Es ist bisher nur Glück gewesen, dass keine Menschen zu Schaden kamen», sagt die LKA-Sprecherin.
Die Polizei beobachtet Sprengungen von Geldautomaten in Hessen seit etwa fünf Jahren. Die Täter entstammen den Erkenntnissen zufolge unter anderem Banden aus den Niederlanden, die die Tatorte zuvor ausspähen, schnelle Fluchtautos mieten, Kennzeichen stehlen und sogar Geld liegen lassen, wenn sie ihr Zeitfenster am Tatort für abgelaufen halten. Auch weitere Gruppierungen, eine größere davon aus dem Rhein-Main-Gebiet, haben die Ermittler ausgemacht.
«Es handelt sich nicht um Einzeltäter. Wir haben es hier mit Organisierter Kriminalität zu tun», sagt Georg Ungefuk, Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt, bei der die Verfahren landesweit zusammenlaufen. Am Landeskriminalamt ist eine Ermittlungsgruppe mit dem Thema zentral beschäftigt, um Zusammenhänge besser erkennen zu können. Denn es handelt sich um fast immer um Serientäter.
Mehr als 2,4 Millionen Euro sind nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft in diesem Jahr auf diese Weise gestohlen worden, der Sachschaden wird mit mehr als 2,1 Millionen Euro angegeben. Im Gesamtjahr 2019 hatte die Diebstahlsumme 1,95 Millionen Euro betragen.
Polizei und Staatsanwaltschaft sehen auch die Banken in der Pflicht. Alleine durch Strafverfolgung lasse sich der Entwicklung nicht Herr werden, es gehe auch um Sicherheitsvorkehrungen wie etwa Videoüberwachung und Einfärbesysteme für Bargeld. Auch nächtliche Schließzeiten würden helfen oder eine geringere Füllung der Automaten.
All dies komme zusammen mit weiteren Sicherheitsvorkehrungen auch zur Anwendung, sagt der Sprecher des Sparkassen- und Giroverbandes Hessen-Thüringen, Matthias Haupt. Für jeden Automaten werde eine Gefährdungsanalyse erstellt. Zugleich müsse aber auch der Zugang zu Bargeld für die Kunden gewährleistet bleiben. Nach drei Sprengungen haben Taunus Sparkasse und Frankfurter Volksbank vergangenes Wochenende angekündigt, die Geldbestände ihrer gemeinsam betriebenen Automaten zu reduzieren und die Standorte rund um die Uhr von Sicherheitskräften überwachen zu lassen, «da uns die Zunahme der Gewalt erheblich besorgt», wie es in der Mitteilung heißt.
Das LKA appelliert an Zeugen, eine Sprengung zwar so schnell wie möglich zu melden, sich aber fern zu halten. Die Polizei müsse häufig Entschärfer einsetzen, um den Tatort zu sichern. Hinweise aus der Bevölkerung sind wichtig und haben sich als sehr wertvoll erwiesen, wie etwa auf Ferienwohnungen oder Hotels, die die Täter zum Ausspähen benutzten. Diese müssten mit Untersuchungshaft rechnen, wenn sie identifiziert werden, heißt es bei der Generalstaatsanwaltschaft. Derzeit säßen 18 Tatverdächtige nach Sprengungen in Hessen in Untersuchungs- oder Auslieferungshaft. Ab nächster Woche müssen sich drei Verdächtige vor dem Landgericht Gießen verantworten.
© dpa-infocom, dpa:211112-99-966539/3
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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