Gesundheitsämter für bessere Personalplanung für Pandemien

27. Oktober 2021 ©
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Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalts Gesundheitsämter fordern, dass sie in Pandemien künftig schneller unterstützt werden, um Kontakte besser nachvollziehen zu können.
«Wir müssen über eine begrenzte Zeit in der Lage sein, einen größeren Personalaufwuchs sicherzustellen. Man kann sich nicht wochenlang auf die Bundeswehr verlassen», sagte der Vorsitzende des Landesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD), Eike Hennig. Nötig sei ein Notfallplan zur Kontaktnachverfolgung in Pandemien, zusätzlich zu den aktuell laufenden Neueinstellungen in den einzelnen Behörden.
In der Corona-Pandemie werden die Gesundheitsämter von Scouts des Robert Koch-Instituts und Bundeswehrsoldaten unterstützt. Allein in Sachsen-Anhalt waren bisher 1035 Soldaten bei der Kontaktpersonennachverfolgung im Einsatz. «Das war auch in Ordnung», lobte Hennig die Hilfe. Doch bei künftigen Pandemien müsse der Personalaufwuchs schneller gehen, zum Beispiel durch Abordnungen aus anderen Behörden. «Innerhalb einer Woche» müsse ein Gesundheitsamt so ausgestattet werden, dass alle Kontakte von Infizierten nachvollzogen werden könnten, forderte Hennig, der das Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Magdeburg leitet. Eine umfassende Nachverfolgung sei weder während der Corona-Pandemie gelungen noch bei der Schweinegrippe 2009/2010. «Mit dem normalen Personalbestand kann kaum ein Gesundheitsamt in einer Pandemie die Kontakte nachvollziehen.» Deshalb müsse man schon jetzt klären, wer die Gesundheitsämter in Ausnahmesituationen zusätzlich unterstütze. «Für dieses Personal muss dann auch Technik wie Computer und Telefone bereitstehen.»
Finanziert werden kann die neue Technik mit dem «Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst», den Bund und Länder im Herbst 2020 beschlossen haben. Ein Teil des Milliardenprogramms soll in die digitale Ausstattung der Ämter fließen. In Halle wurden davon Laptops und Handys sowie Headsets beschafft. Die Einrichtung eines Fax-Servers sei noch in Arbeit, teilte die Stadt auf Anfrage mit.
Im Rahmen des Pakts sollen bis Jahresende außerdem 36 neue Stellen in den Gesundheitsämtern in Sachsen-Anhalt geschaffen werden, bestätigte das Haus von Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) auf Anfrage. Im Landkreis Wittenberg sind in den nächsten zwei Jahren beispielsweise 6,7 neue Stellen geplant. «Das würde sich sehr positiv auf die Durchführung der vielfältigen Aufgaben des Gesundheitsamtes auswirken», sagte Amtsarzt Michael Hable. Der Salzlandkreis plant in diesem Jahr mit drei sowie im kommenden Jahr mit sieben zusätzlichen Stellen im Fachdienst Gesundheit.
Im Landkreis Harz sollen in den nächsten beiden Jahren sogar elf neue Stellen eingerichtet werden. Wichtig sei jedoch, dass die «Tarifstruktur dem Markt angepasst» werde, sagte eine Landkreissprecherin. Sonst sei es nicht möglich, die Stellen zu besetzen. «Schon jetzt sind im Gesundheitsamt Harz drei Arztstellen mangels Bewerbern nicht besetzbar. Nicht nur für Ärzte, sondern für akademische Berufe insgesamt ist die Vergütung im ÖGD nicht zeitgemäß.»
© dpa-infocom, dpa:211027-99-750862/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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