Impfbereitschaft im Osten nicht generell kleiner

6. September 2021 ©
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Schwerin/Berlin (dpa/mv) - Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz (CDU), hat mit seinen Äußerungen zur geringeren Impfbereitschaft der Ostdeutschen in der eigenen Partei Widerspruch hervorgerufen.
«Die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist in Ostdeutschland jedenfalls nicht flächendeckend kleiner als in anderen Regionen Deutschlands», sagte der Generalsekretär der CDU Mecklenburg-Vorpommern, Wolfgang Waldmüller, am Montag. Sich nicht impfen lassen zu wollen, sei keine ostdeutsche Angelegenheit. «Gerade in vielen esoterisch angehauchten westdeutschen Milieus gibt es eine verbreitete Impfskepsis.»
Bei den Impfquoten liegen die vier ostdeutschen Bundesländer Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt auf den letzten Plätzen. Dann kommen Bayern und Baden-Württemberg. Mecklenburg-Vorpommern liegt mit einer Quote von gut 60 Prozent vollständig Geimpfter auf Platz zehn im Ländervergleich. Im Spitzen-Bundesland Bremen sind bereits über 70 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.
Wanderwitz hatte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag) gesagt: «Wenn die Schulferien in allen fünf neuen Ländern zu Ende sind, werden die Infektionszahlen mit großer Sicherheit deutlich steigen.» Das Virus treffe gerade im Osten auf eine im Vergleich zum Westen hohe Zahl von Ungeimpften. «Aber auch deshalb, weil hier die Zahl derjenigen groß ist, die die Schutzmaßnahmen verweigern.» Er rechne damit, dass die Inzidenzen im Osten in wenigen Wochen höher sein werden als jetzt im Westen und dass es ähnlich dramatische Verhältnisse geben werde wie im vergangenen Herbst. In Thüringen und Sachsen hat am Montag das neue Schuljahr begonnen. Damit sind die Sommerferien in allen ostdeutschen Bundesländern vorbei.
In Mecklenburg-Vorpommern hatte bereits Anfang August die Schule wieder angefangen. Im Nordosten sind bisher 60,1 Prozent der Menschen vollständig gegen das Coronavirus geimpft, 63,8 Prozent haben die erste Spritze bekommen (Stand Montag). Damit liegt MV leicht unter dem deutschen Durchschnitt von 61,3 Prozent vollständig und 65,8 Prozent Erstgeimpften. Die Infektionslage wiederum ist im Nordosten entspannter: Die Sieben-Tage-Inzidenz lag in MV am Montag bei 34,5 Fällen je 100.000 Einwohnern in sieben Tagen und bundesweit bei 84,3.
Der AfD-Landesvorsitzende Leif-Erik Holm warf Wanderwitz vor, eine Abneigung gegen die Ostdeutschen zu hegen. «Das gegeneinander Ausspielen ganzer Bevölkerungsgruppen, hier Geimpfte gegen Ungeimpfte, ist eines Mitglieds der Bundesregierung absolut unwürdig», kritisierte Holm.
© dpa-infocom, dpa:210906-99-115026/3
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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