Sanddorn-Ernte in MV begonnen
6. September 2021
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Ludwigslust/Marlow (dpa/mv) - Die beiden großen Sanddorn-Anbaubetriebe in Mecklenburg-Vorpommern - Forst Schneebecke in Marlow (Landkreis Vorpommern-Rügen) und Sanddorn Storchennest in Ludwigslust (Landkreis Ludwigslust-Parchim) - haben am Montag mit der Ernte der «Zitrone des Nordens» begonnen.
Die Aussichten sind aufgrund des anhaltenden Sanddornsterbens jedoch trübe, wie sie berichten.
Benedikt Schneebecke hat bereits beschlossen, aus dem Anbau auszusteigen. «Es ist zu riskant, solange man nicht weiß, woran es liegt», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er habe im vergangenen Jahr noch einmal eine neue Plantage angelegt, aber das sei die letzte gewesen. Das Absterben trete massiv auf, wenn die Büsche zum ersten Mal Beeren tragen, was drei bis vier Jahre nach dem Pflanzen der Fall ist.
Das Unternehmen hat nach seinen Worten noch auf rund 70 Hektar Sanddornbüsche. Davon seien aber schon mehr als 50 Hektar abgestorben. «In diesem Jahr ernten wir von zwölf Hektar. Aber auch dort sind 80 Prozent der Büsche tot.» Er könne mit maximal 15 Tonnen Beeren rechnen - normal seien auf der Fläche bis zu 160 Tonnen. Sanddornbüsche werden nicht in jedem Jahr geerntet, sie brauchen zwischendurch Zeit zur Erholung.
Bei Storchennest in Ludwigslust wird dieses Jahr auf knapp 20 Hektar Fläche geerntet. «Wir hoffen, wie im vergangenen Jahr zehn Tonnen zu kriegen», sagte Unternehmenschefin Silvis Hinrichs. Vor dem Sanddornsterben holten die Mitarbeiter nach ihren Worten jährlich 70 bis 90 Tonnen Beeren von den Büschen. Sanddorn wachse bei dem Unternehmen noch auf rund 80 Hektar - früher waren es 120 Hektar. In Ludwigslust wird überlegt, verstärkt Walnuss-Plantagen anzulegen. Forst Schneebecke will seinen Weihnachtsbaum-Anbau ausweiten.
Das Sanddornsterben ist seit 2015/2016 in Mecklenburg-Vorpommern ein Problem, wie der Obstbauberater der LMS Agrarberatung, Rolf Hornig, berichtet. Anfang 2021 begann ein dreijähriges Forschungsprojekt, um den Ursachen auf den Grund zu gehen und Gegenmaßnahmen zu erarbeiten. Eingebunden ist Hornig zufolge auch das Julius-Kühn-Institut in Dossenheim (Baden-Württemberg), ein Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen. Versuchsflächen seien angelegt, Befragungen begonnen worden. Ein Ergebnis liege noch nicht vor.
Hornig bedauert die Krise des Sanddornanbaus in MV, wo nach seinen Worten aktuell 204 Hektar mit der vitaminreichen Beere bepflanzt sind. «Er ist eine Nischenkultur und hat einen hohen landeskulturellen Wert», sagte Hornig. Allerdings könne er niemandem den Anbau empfehlen, solange nicht eingekreist sei, welche Ursachen das Sanddornsterben hat.
© dpa-infocom, dpa:210906-99-111431/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH