Lüften bleibt auf dem Stundenplan in Hessen

2. September 2021 ©
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Kassel/Gelnhausen (dpa/lhe) - Bei den Maßnahmen zur Luftverbesserung in hessischen Klassenzimmern setzen die Kommunen neben technischen Lösungen weiter auch aufs regelmäßige Lüften.
Zwar ist bereits eine Reihe von Räumen an den Schulstandorten mit Luftfiltern und Lüftungsanlagen ausgestattet worden, oder es sind entsprechende Investitionen in Planung. Zugleich sehen die Kommunen aber auch mit Blick auf Expertenempfehlungen weiter das Lüften als wirksame Methode im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus, wie eine dpa-Umfrage ergab. Gerade im Herbst und Winter könnte es also in vielen Klassenzimmern wieder ziemlich frisch werden.
Beim hessischen Kultusministerium hieß es, alle Schulträger hätten bereits Maßnahmen umgesetzt. Der Einsatz technischer Geräte sei vor allem in solchen Räumen sinnvoll, in denen keine anderweitige Belüftung möglich sei - sie könnten das Lüften aber «niemals vollständig ersetzen», sagte ein Sprecher. «Wir haben aber ein wenig die Sorge, dass im Winter, wenn es ein bisschen kälter wird, die Fenster zu bleiben und die Geräte falsch eingesetzt werden.»
Erst kürzlich habe der Bund für die Anschaffung solcher Geräte nochmals 200 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, davon entfielen 16 bis 17 Millionen auf Hessen, die vom Land noch aufgestockt würden, sagte der Ministeriumssprecher. Ob Unterricht in den Schulen stattfinden könne, hänge nicht davon ab, ob es Geräte in den Räumen gebe. Dafür seien vor allem Tests und das Impfen von Relevanz.
In Frankfurt werden nach 120 mobilen Luftfiltergeräten für schwer zu lüftende Räume im ersten Quartal derzeit weitere solche Geräte für normal zu belüftende Räume ausgeschrieben und beschafft, wie die Stadt auf Anfrage mitteilte. Sie sollen in Klassen-, Fach- und Betreuungsräumen aufgestellt werden. Zielgruppe seien die ersten bis sechsten Klassen aller Schulformen.
Nach Möglichkeit wolle man in den nächsten fünf Jahren alle Schulen mit raumlufttechnischen Anlagen ausstatten. Hier könne auch auf Bundesmittel zurückgegriffen werden. Pro Raum sei mit Kosten von rund 10 000 Euro zu rechnen.
Auch das Stoßlüften sei weiterhin dringend notwendig, «die Luftfiltergeräte leisten einen ergänzenden Beitrag, ersetzen die Lüftung aber nicht!», hieß es von der Stadt. Deshalb seien auch 60 Fenster an Frankfurter Schulen im ersten Quartal repariert worden.
Im Main-Kinzig-Kreis (MKK) wurden nach Angaben einer Sprecherin bisher 14 mobile Geräte an fünf Schulstandorten gekauft. «Die bereits angeschafften Geräte kommen in Räumlichkeiten zum Einsatz, die sich nicht beziehungsweise nicht ausreichend über die Fenster belüften lassen. Es handelt sich hier um Räume wie Bibliotheken oder Medienräume, die keine regulären Klassenräume sind.»
Der Kreisausschuss habe die Anschaffung weiterer Luftreinigungsanlagen für 1000 Klassenräume der Jahrgangsstufen 1 bis 6 beschlossen. Grund sei, dass für diese Altersgruppen noch kein Impfstoff zur Verfügung stehe, erklärte die Sprecherin. Die Raumluftfilter sollten das regelmäßige Lüften ergänzen.
Die Stadt Kassel sieht ihre Schulen gut gerüstet. 20 der 53 Schulen verfügen laut Stadtbaurat Christof Nolda über 60 fest installierte raumlufttechnische Anlagen (RLT-Anlagen) zur kontrollierten Belüftung von Unterrichts- und Fachräumen. «Generell werden alle innenliegenden Klassen- und Fachräume durch Lüftungsanlagen mit der erforderlichen Frischluft versorgt.» Insgesamt gibt es in den Kasseler Schulen rund 2000 Räume, davon würden 30 Prozent mechanisch belüftet, alle anderen über zu öffnende Fenster, hieß es. Derzeit würden weitere dezentrale Lüftungsanlagen in 120 Klassenräume eingebaut. Darüber hinaus stehen Kasseler Schulen nach Angaben der Stadt 1000 CO2-Ampeln zur Verfügung. Damit könne jeder Klassenraum ohne Lüftungsanlage mit einem solchen Messgerät ausgestattet werden.
Der Landkreis Fulda wiederum hat insgesamt 368 mobile Luftfilteranlagen für die Schulen des Landkreises angeschafft, die bereits zur Verfügung stehen. Zuvor hätten von den insgesamt 1360 Klassenräumen 250 bereits über stationäre Lüftungsanlagen verfügt, die einen Luftaustausch in den Klassenräumen ermöglichten. Auch vom Landkreis Fulda hieß es allerdings: «Lüften, das heißt der richtige Luftaustausch, ist jedoch weiterhin das A und O.»
Im Kreis Marburg-Biedenkopf sollen 164 stationäre Lüftungsanlagen an insgesamt 40 Schulen bereits bestehende, noch vor der Corona-Pandemie bei Modernisierungen installierte, 409 Anlagen ergänzen. Gedacht sind sie insbesondere für Klassenräume von Schülern bis zum zwölften Lebensjahr, in denen keine Querlüftung möglich ist. Die stationären Anlagen, die für einen Luftwechsel sorgen, müssen fest verbaut werden. Die Gesamtkosten für die 164 neuen schätzt der Kreis auf 3,5 Millionen Euro, die der Bund voraussichtlich zu 80 Prozent fördere. Der Kreis geht derzeit davon aus, dass die Installationsarbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen sind. Zudem sollen an den Schulen 200 mobile Luftreiniger kurzfristig eingesetzt werden.
Im Werra-Meißner-Kreis waren in 260 von 1194 Klassenräumen bereits bisher zentrale Lüftungsanlagen vorhanden. Zusätzlich seien in 38 Klassen jetzt dezentrale stationäre Lüftungsanlagen installiert worden, wie es vom Landkreis hieß. Außerdem würden in vier nicht oder nur schlecht zu lüftenden Klassenzimmern mobile Luftfilter eingesetzt, die weiterhin in Betrieb seien. Hinzu komme der Versuchsbetrieb von Fensterventilator-Systemen in neun Klassenräumen.
Erst Ende vergangener Woche hatte der hessische Landeselternbeirat mehr Anstrengungen für den Infektionsschutz an den Schulen im Bundesland gefordert und sich dabei auch für eine flächendeckende Anschaffung von Luftreinigungsgeräten ausgesprochen. Ähnliche Forderungen kamen wiederholt auch von der Lehrer-Gewerkschaft GEW.
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Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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