Thüringen will aus Flut lernen

2. September 2021 ©
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Erfurt/Arnstadt (dpa/th) - Nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands prüft das Thüringer Innenministerium, welche Schlussfolgerungen daraus für die Feuerwehren und andere Hilfsorganisationen im Freistaat gezogen werden müssen.
«Das hätte uns genauso treffen können, wenn sich diese Tiefdruckgebiete einige Hundert Kilometer weiter östlich festgesetzt hätten, dann wären wir betroffen», sagte Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) am Donnerstag in Arnstadt während der Vorstellung des Brand- und Katastrophenschutzberichtes des Landes für das Jahr 2020.
Unter anderem schlug Maier Stresstests für die Hilfsorganisationen vor, um zu prüfen, inwieweit sie auf Katastrophenfälle vorbereitet sind. Nach den Vorstellungen Maiers sollen Szenarien etwa zu Überschwemmungen geübt werden. Dabei sollen Pegelstände von Flüssen angenommen werden, die deutlich über den historisch gemessenen Höchstständen der Gewässer liegen.
In Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen war es nach heftigen Regenfällen Mitte Juli zu starken Überschwemmungen gekommen. Teilweise wurden große Teile ganzer Ortschaften dadurch völlig zerstört, weit mehr als 100 Menschen starben in den Fluten.
Maier sagte, für Thüringen gelte es nun, unter anderem seine Fähigkeiten zur Luftrettung deutlich auszubauen beziehungsweise sich dazu mit anderen Bundesländern zu koordinieren. Die zwei vorhandenen Hubschrauber der Landespolizei seien nicht ausreichend, um eine Vielzahl von Menschen zum Beispiel von Hausdächern zu retten.
Der Vorsitzende des Thüringer Feuerwehrverbands, Karsten Utterodt, sagte, die Einsätze der Retter in den betroffenen Flutregionen habe auch gezeigt, dass es vielerorts an Pumpen, Beleuchtung und Strom fehle. Weitere Schlussfolgerungen müssten noch gezogen werden. Insgesamt waren nach Angaben des Innenministeriums mehr als 1000 Thüringer Einsatzkräfte des sogenannten nichtpolizeilichen Rettungswesens mit 300 Fahrzeugen in den überfluteten Regionen im Einsatz.
Der Blick auf den aktuellen Brand- und Katastrophenschutzbericht zeigt unterdessen, dass es für viele Feuerwehren im Freistaat nicht einfach ist, ihre Einsatzbereitschaft zu erhalten - denn in Thüringen ist die Zahl aktiver Feuerwehrleute im vergangenen Jahr zurückgegangen. So verrichteten 2020 insgesamt etwa 34.100 Männer und Frauen in den Einsatzabteilungen der Thüringer Feuerwehren ihren Dienst, wie es in dem Papier heißt. Ein Jahr zuvor hatte es noch etwa 300 aktive Feuerwehrleute mehr im Freistaat gegeben. Er sei aber zuversichtlich, dass es gelingen werde, die Zahl der aktiven Thüringer Feuerwehrleute langfristig bei etwa 34.000 zu stabilisieren, sagte Maier.
Es bleibe eine große Herausforderung, «gerade junge Menschen für die Feuerwehr zu begeistern», sagte Maier. Eine noch größere Herausforderung sei aber, diese jungen Menschen «bei der Stange zu halten», wenn sie alt genug seien, um in die Einsatzabteilungen der Feuerwehren zu wechseln. Immerhin sei das im vergangenen Jahr in so vielen Fällen gelungen wie nie, seitdem diese Zahlen statistisch erfasst würden, sagte Maier. Fast 1300 Angehörige der Jugendfeuerwehren seien 2020 in die Einsatzabteilungen gewechselt. Im Vorjahr hatten etwa 900 junge Menschen diesen Wechsel vollzogen.
Ausweislich des Berichts hat die Corona-Pandemie sich auch auf die Hilfseinsätze der Feuerwehren ausgewirkt. Beispielsweise gab es mehr Wohnungsbrände - mutmaßlich, weil die Menschen durch ihre Arbeit im Homeoffice auch mehr Zeit zu Hause verbrachten. Dagegen mussten die Feuerwehren deutlich seltener ausrücken, um bei Verkehrsunfällen zu helfen.
© dpa-infocom, dpa:210901-99-54741/5
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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