Wahrheit tut weh: «Schmerzhafte Themen» im Humboldt Forum

19. Juli 2021 ©
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Berlin (dpa) - Mit der Eröffnung des Berliner Humboldt Forums werden aus Sicht seines Generalintendanten Hartmut Dorgerloh kritische Debatten über das Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft «auch im Humboldt-Forum geführt».
Kernthema sei etwa «die Auseinandersetzung mit Kolonialismus und den andauernden Auswirkungen der imperialen und kolonialen Aneignung und Ausbeutung der Welt bis heute», sagte Dorgerloh am Montag in Berlin vor der Eröffnung an diesem Dienstag (20.7.).
Dies sei nicht nur verbunden mit notwendigen Debatten über Sammlungen aus kolonialen Kontexten. «Komplexe, schmerzhafte und schwierige Themen wie Raubkunst, Provenienzforschung oder Restitutionsfragen werden die Programmarbeit des Humboldt Forums sehr deutlich prägen», kündigte Dorgerloh an. Dabei gehe es nicht nur um Objekte, sondern etwa auch «um ein entschiedenes Eintreten für Diversität und gegen Rassismus», wie er gerade in Fußballstadien zu erleben gewesen sei.
Nach zunächst bau-, dann coronabedingt mehrfach verschobener Eröffnung und einem digitalen Vorspiel im Dezember werden die Türen des Forums in drei Etappen aufgesperrt. Zunächst warten im historischen Keller, im Erdgeschoss und in der ersten von drei Etagen sechs Ausstellungen auf Besucherinnen und Besucher. Neben der Sonderausstellung «schrecklich schön. Elefant - Mensch - Elfenbein» sind das: «Nach der Natur» im Bereich der Humboldt-Universität, die «Berlin Global»-Ausstellung von Stadtmuseum und Kulturprojekte Berlin, «Nimm Platz!» als Ausstellung für Kinder, die «Geschichte des Ortes» zur wechselhaften Historie an dieser Stelle der Stadt und schließlich «Einblicke. Die Brüder Humboldt» zu Wirken und Schaffen der Namensgeber Alexander (1769-1859) und Wilhelm (1767-1835) von Humboldt.
Das rund 40 000 Quadratmeter umfassende Gebäude teilen sich zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins.
Der 680 Millionen Euro teure Bau wurde vom italienischen Architekten Franco Stella hinter der umstrittenen rekonstruierten Schlossfassade entworfen. Neben dem Gebäude selbst ist auch die vom nächsten Jahr an geplante Präsentation von Benin-Bronzen umstritten. Museen aus Deutschland und Nigeria sowie die politische Ebene verhandeln aktuell über Rückgaben vom kommenden Jahr an.
© dpa-infocom, dpa:210719-99-435935/3
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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