Aufräum- und Bergungsarbeiten in Hochwasser-Gebieten
16. Juli 2021
©
16. Juli 2021
©
Koblenz (dpa) - Die Aufräum- und Bergungsarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz gehen am Freitag weiter.
Noch werden viele Menschen vermisst, nachdem stundenlanger Starkregen aus kleinen Flüssen reißende Wassermassen gemacht hatte. Besonders betroffen waren Regionen im Kreis Ahrweiler sowie in Trier und Umgebung.
Innenminister Roger Lewentz (SPD) ging zuletzt von knapp 30 Toten durch die Naturkatastrophe aus. Auch mögliche weitere Opfer seien angesichts der großen Zahl von rund 40 bis 60 weiterhin vermissten Menschen zu befürchten, sagte er am Donnerstagabend im SWR-Fernsehen.
Die Kreisverwaltung von Ahrweiler nannte noch deutlich höhere Vermisstenzahlen: Im Kreis würden 1300 Menschen vermisst. Eine Sprecherin erklärte, das Mobilfunknetz sei lahmgelegt - und daher gebe es keinen Handy-Empfang und viele Menschen seien nicht erreichbar. «Wir hoffen, dass sich das klärt», sagte sie zu der hohen Zahl. Zugleich teilte der Kreis mit, dass es weitere Todesopfer gebe. Zahlen wollte die Sprecherin dazu noch nicht nennen.
Die Polizei in Koblenz warnte davor, in die von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Regionen zu fahren. «Bitte fahrt nicht in das Katastrophengebiet, um selbst nach Angehörigen zu suchen oder Hab und Gut zu sichern», teilte sie am späten Donnerstagabend per Twitter mit. «Ihr bringt Euch sonst selbst in Gefahr und behindert ggf. die Rettungsmaßnahmen!» Angehörige, die jemanden vermissen können sich unter der Nummer 0800 6 56 56 51 melden.
Das Landesimpfzentrum in Grafschaft-Gelsdorf (Landkreis Ahrweiler) bleibt aufgrund der Unwetterschäden bis auf Weiteres geschlossen, wie die Kreisverwaltung mitteilte.
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) will sich am Freitagmorgen (8.30) in Trier über die Situation in ihrer Heimatstadt informieren. Wegen des starken Hochwassers im Mosel-Nebenfluss Kyll waren in Trier und Umgebung am Donnerstag Tausende Menschen in Sicherheit gebracht worden, auch ein Krankenhaus musste evakuiert werden.
Die Rettungskräfte setzen die Suche nach Vermissten fort. Unterstützung bekommen sie dabei von der Bundeswehr, die inzwischen rund 900 Soldatinnen und Soldaten in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geschickt hat.
Im 700 Einwohner zählenden Eifeldorf Schuld an der Ahr waren sechs Häuser eingestürzt, etwa 40 Prozent der weiteren Wohngebäude in dem Ort wurden beschädigt. Erhebliche Schäden gab es auch in weiteren Regionen der Eifel sowie im Landkreis Trier-Saarburg.
Die Schäden durch die Wassermassen sind immens. Das Land Rheinland-Pfalz stellte als kurzfristige Unterstützung 50 Millionen Euro bereit. Mit dem Geld sollen etwa Schäden an Straßen, Brücken und anderen Bauwerken behoben werden. In einigen Regionen kam es außerdem zu Stromausfällen, die Trinkwasserversorgung war eingeschränkt. Auch die Mobilfunknetze funktionierten nur noch teilweise.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte Betroffenen bei ihrem USA-Besuch Hilfe zu. «Wir werden sie in dieser schwierigen, schrecklichen Stunde nicht alleine lassen und werden auch helfen, wenn es um den Wiederaufbau geht», sagte Merkel am Donnerstag nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Washington.
© dpa-infocom, dpa:210716-99-402041/3
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH