Projekt zur Telenotfallmedizin wird auf Northeim ausgedehnt
1. Juli 2021
©
1. Juli 2021
©
Northeim/Goslar (dpa/lni) - Ein gemeinsames Pilotprojekt zur Telenotfallmedizin wird ab Anfang Juli vom Kreis Goslar auf den Kreis Northeim ausgedehnt.
Dabei geht es darum, dass Notfallsanitäter sich am Einsatzort über einen Video-Chat die Unterstützung eines speziell ausgebildeten Notarztes einholen, teilte der Kreis Northeim mit. Damit müsste für ärztliche Entscheidungen wie etwa zum Verabreichen eines Schmerzmittels im Einzelfall nicht auf das Eintreffen eines Notarztes gewartet werden, der einen längeren Anfahrtsweg und möglicherweise dringendere Einsätze hat. Im Kreis Goslar ist das Projekt bereits zu Jahresbeginn gestartet.
Es ist auf zwei Jahre angelegt und soll Zahlen liefern, in welchem Umfang durch diese zusätzliche ärztliche Unterstützung der Notfallsanitäter eine sinnvolle Entlastung des Notarztes erzielt werden kann. Außerdem geht es darum zu klären, ob und wie der Notfallsanitäter mit der zugeschalteten Beratung des Telenotfallmediziners ausgewählte Krankheitsbilder effektiver und schneller behandeln kann. Zudem soll die Frage beantwortet werden, wie viele Einwohner ein telenotfallmedizinisches Zentrum gesichert versorgen kann - Zahlen, die für das ganze Land gelten werden.
Für das Pilotprojekt ist der Telenotfallmediziner an die Rettungsleitstelle in Goslar angebunden und hat dort seinen Arbeitsplatz in einem separaten Raum. Auf zwei Monitoren werden die Werte des Patienten angezeigt, auf einem weiteren erfolgt die übliche notfallmedizinische Dokumentation.
Der Telenotfallmediziner kann auf alle Informationen aus internen Datenbanken und aus dem Internet zugreifen und so den Notfallsanitäter auch mit zusätzlichem Wissen unterstützen. Der Sanitäter trägt ein Oberteil, in dem ein Handy so fixiert wird, dass das Bild des Patienten übertragen werden kann. Die Sprachverbindung wird über einen kleinen Ohrhörer hergestellt.
Die ersten Auswertungen aus dem Kreis Goslar zeigen, dass das neue System von den Notfallsanitätern gut angenommen wird. Es entlastet demnach den konventionellen Notarzt für die Einsätze, die zwingend und unmittelbar notärztliches Handeln erfordern. Es unterstützt zudem den gut ausgebildeten Notfallsanitäter und verschafft ihm Rechtssicherheit. Der Patient profitiert davon, dass schneller Entscheidungen zu seiner Notfallbehandlung getroffen werden.
Nach guten Erfahrungen in Aachen, Greifswald und Bayern wurde der telenotfallmedizinische Arbeitsplatz im Januar in Goslar eingerichtet - nun wird der Landkreis Northeim in den Test mit einbezogen. Nach Angaben des Innenministeriums in Hannover sind damit 35 Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge angebunden, die fast 270 000 Einwohner versorgen können.
© dpa-infocom, dpa:210701-99-213846/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH