Steinmeier besucht Industriestandorte

23. Juni 2021 ©
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Zwickau/Leuna (dpa) - Swen Malinowski lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
Mit geschickten Handgriffen verbindet er in Halle 5 des Zwickauer Volkswagen-Werkes Hochvoltkabel am Antriebsbaukasten, auf dem dann Stück für Stück ein neues Elektroauto montiert werden wird. Knapp eineinhalb Minuten hat er Zeit, bevor eine neue Einheit heranrollt. «Grüße!», sagt er kurz, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch an seinem Arbeitsplatz einen Stopp einlegt. Dann beantwortet der 47-Jährige in blauem T-Shirt und grauer Latzhose die Fragen des Staatsoberhauptes, ohne die Arbeit zu unterbrechen. 24 Jahre arbeite er hier, erzählt er. Und nein, am Trabant habe er dereinst nicht mitgebaut.
Volkswagens Vorzeigefabrik für Elektroautos hat Steinmeier am Mittwochvormittag als Auftakt für seine Besuchsreihe «Industrielle Leuchttürme in Ostdeutschland» ausgewählt. Fragen hat er viele im Gepäck. So erkundigt er sich etwa über die Folgen des Mangels an Halbleitern für die Automobilproduktion. Die Engpässe bekomme auch Volkswagen zu spüren, räumt Konzernchef Herbert Diess ein. Die E-Fahrzeuge seien aber bei der Zuteilung gegenüber Verbrennern bevorzugt worden. «Jetzt wird es auch für Zwickau ein bisschen eng in den nächsten Tagen und Wochen.»
Steinmeier zeigt sich beeindruckt von dem Erreichten. Hier seien die Herausforderungen angenommen und ein gutes Beispiel für gelingende Transformation geschaffen worden. Der Standort habe in seiner mehr als 100-jährigen Automobiltradition zwar Höhen und Tiefen erlebt. Er zeige aber, was möglich sei, wenn «die Zukunft bei den Hörnern» gepackt werde. «Niemand hätte gedacht, dass Zwickau wieder so etwas wie ein Taktgeber in der modernen Automobilindustrie wird», bekennt er mit Blick auf die Situation zur Wiedervereinigung vor 30 Jahren.
Das Automobilwerk in Zwickau mit fast 9000 Beschäftigten hat für VW eine Schlüsselrolle beim Umstieg auf Elektromobilität. Dazu wurde es für rund 1,2 Milliarden Euro umgebaut. Vor rund einem Jahr lief dort der letzte Verbrenner vom Band.
Auch im sachsen-anhaltischen Industrie- und Chemiepark in Leuna legt Steinmeier am ersten Tag seiner Industriereise einen Zwischenstopp ein. Dabei zeigt er sich wissbegierig und lässt sich auf dem riesigen Areal durch die Anlagen des Wasserstoffherstellers Linde und der Baustelle für die weltweit erste Bioraffinerie zur Herstellung von Biochemikalien aus nachhaltig erwirtschaftetem Holz führen.
Gleich zu Beginn des Besuchs ergreift Steinmeier das Wort. Die großen Probleme im Zuge der Klimakrise müssten auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Menschen im Osten ins Auge gefasst werden, sagt der Bundespräsident. In einem Bericht der Kommission zu 30 Jahren Deutsche Einheit habe er die naheliegende Frage gefunden: «Warum fragt ihr eigentlich nicht mal uns im Osten?» Diejenigen, die Erfahrung hätten mit dem Strukturwandel und die wüssten, wie aus «Altem neue Zukunft» entstehen könne. Das sei der Hintergrund seiner Reise, die ihn auch nach Leuna führe, so Steinmeier.
In den Industriestandort Leuna im Saalekreis wurden im Zuge des Strukturwandels seit 1990 rund 7,5 Milliarden Euro investiert. Er hat eine lange Historie. Es entstanden moderne Firmen, eine neue Raffinerie und Forschungsstätten. Rund 10 000 Menschen arbeiten heute in rund 100 Firmen. Als Rohstoffe für die Produktion, die viel Energie benötigt, dienen bisher Gas und Erdöl - Kohle dagegen schon seit Jahren nicht mehr. Mehr als zwei Milliarden Euro an Investitionen sind nach Angaben der Standortgesellschaft in den nächsten Jahren in Leuna geplant.
© dpa-infocom, dpa:210623-99-110650/4
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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