Sozialverbände kritisieren Wegfall der Impfpriorisierung

21. Juni 2021 ©
21. Juni 2021 ©
Stuttgart (dpa/lsw) - Sozialverbände im Südwesten haben den Wegfall der Corona-Impfpriorisierung kritisiert.
Da die Terminvergabe seit dem 7. Juni für alle geöffnet ist, sehen sie gefährdete Gruppen benachteiligt. Die Geschäftsführerin des Landesverbands für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung (LVKM), Jutta Pagel-Steidl, wies darauf hin, dass zahlreiche Menschen aus den Prioritätengruppen 1 und 2 bislang weder geimpft seien noch einen Termin hätten.
Sie sei aber froh, dass nun auch Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren grundsätzlich impfberechtigt seien. Allerdings nehme sie wahr, dass die Nachfrage von gesunden Kindern und Jugendlichen sehr groß sei. Sie befürchte, Menschen mit Behinderung und Vorerkrankung könnten das Nachsehen haben.
Auch der nachvollziehbare Wunsch, entspannt und ohne Einschränkungen in den Sommerurlaub zu fahren, dürfe nicht dazu führen, dass Menschen mit Vorerkrankungen und Behinderungen jeglichen Alters länger als notwendig auf einen Impftermin warten müssen, sagte Pagel-Steidl. Es gehe darum, einen schweren oder gar tödlichen Verlauf zu verhindern.
Der Vorsitzende des Sozialverbands VdK Baden-Württemberg, Hans-Josef Hotz, sagte, mit der kompletten Öffnung der Impfberechtigung werde die Erwartung verknüpft, gleich einen Impftermin zu erhalten. Das werde nicht erfüllbar sein und zu Lasten der gefährdeten, besonders schützenswerten Menschen gehen. Denn es sei klar: Die Vergabe von Impfterminen in den Impfzentren gestalte sich weiter fast aussichtslos, sagte Hotz. Hausärzte berichteten zudem von schwankenden Liefermengen, was die Planbarkeit der Impfungen erschwere und Menschen, die nicht mehr sehr mobil sind, stark benachteilige.
Bei der Lebenshilfe Baden-Württemberg sieht man parallel zum Wegfall der Impfpriorisierung am 7. Juni auch eine Verbesserung der Impfkampagne. Es sei lange Zeit sehr schwierig gewesen, an einen Impftermin zu kommen, sagte Geschäftsführerin Stephanie Dorsch; insbesondere für Menschen mit Behinderung, die außerhalb von Einrichtungen lebten. Doch seit rund einem Monat gelinge der Zugang zu den Impfungen besser.
Der Landesseniorenrat weist darauf hin, dass der größte Teil der Menschen über 60 Jahre und mit Vorerkrankungen geimpft sei. Zudem würden Hausärzte weiterhin priorisieren, da der Impfstoff rar sei.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind bislang mehr als 80 Prozent der über 60-Jährigen im Südwesten mindestens einmal geimpft und knapp 55 Prozent zweimal. Ein Sprecher des Gesundheitsministerium teilte mit, die Sterbezahlen gingen zurück. Das sei das vorrangige Ziel zu Beginn der Impfungen gewesen. Zudem priorisierten etwa die Hausärzte weiter, um so die Patienten zu schützen, die eine Impfung am dringendsten brauchen. Das Ministerium verwies auch auf die Bemühungen von Land, Kommunen und Ärzten beim «sozialen Impfen» in benachteiligten Stadtteilen.
© dpa-infocom, dpa:210621-99-76875/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

Das könnte Sie auch interessieren ...

n-tv.de

Baden-Württemberg Deutlich weniger Drogentote im Südwesten

Südwesten, Stuttgart, Todesfälle, Baden, Jahr, Land, Württemberg, Drogentoten, Prozent, Deutlich Stuttgart (dpa/lsw) - Die Zahl der Drogentoten ist im Südwesten zuletzt deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2023 verzeichneten die Behörden 141 Todesfälle im Land, mehr als 20 Prozent weniger als ... mehr ... 4. April 2024

n-tv.de

Baden-Württemberg Frühsommerliches Wetter mit kurzer Pause: Dann wieder wärmer

Pause, Stuttgart, Baden, Frühsommerliches, Südwesten, Wochenmitte, Württemberg, Temperaturen, Wetter, Wochenende Noch zum Wochenende gab es frühsommerliche Temperaturen und viel Sonne im Südwesten. Zur Wochenmitte wird es zeitweise kühler - doch die Pause hält nur kurz. Stuttgart (dpa/lsw) - Erst viel ... mehr ... 10. April 2024

n-tv.de

Baden-Württemberg Bei Cannabis-Amnestie müssten Inhaftierte entlassen werden

Baden, Cannabis, Württemberg, Stuttgart, Legalisierung, Folgen, Südwesten, Häftling, Angaben, April Das hätte auch Folgen für den einen oder anderen Häftling im Südwesten. Stuttgart (dpa/lsw) - Bei einer Cannabis-Legalisierung zum 1. April müssten in Baden-Württemberg nach Angaben des ... mehr ... 22. März 2024

n-tv.de

Baden-Württemberg Trotz Regen: Besucherrekord auf der Stuttgart-21-Baustelle

Stuttgart, Baustelle, Osterwochenende, Areal, Besucherrekord, Trotz, Baden, Menschen, Tiefbahnhofs, Württemberg Stuttgart (dpa/lsw) - Am Osterwochenende haben so viele Menschen wie nie zuvor die Tage der "offenen Baustelle" auf dem Areal des neuen Tiefbahnhofs von Stuttgart 21 besucht. Nach jeweils rund 30. ... mehr ... 31. März 2024

allgemeinebauzeitung.de

Unternehmensnachfolge wird noch schwieriger

Stuttgart, Problem, Betrieb, Unternehmensnachfolge, Südwesten, Thema, Jahren, Nachfolger, Unternehmen, Sicht Stuttgart (dpa). - Der Betrieb läuft gut, aber ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Das Thema kennen viele Unternehmen im Südwesten. Das Problem dürfte in den nächsten Jahren noch größer werden, sagen ... mehr ... 3. April 2024

n-tv.de

Baden-Württemberg AOK: Immer weniger Jugendliche wegen Komasaufen behandelt

Baden, Württemberg, Komasaufen, Jugendliche, Stuttgart, Lust, Rauschtrinken, Fällen, Kinder, Problemen Stuttgart (dpa/lsw) - Nach jahrelangen Problemen mit Fällen von Komasaufen scheinen Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg zunehmend weniger Lust auf das Rauschtrinken zu haben. Grund ... mehr ... 2. April 2024

n-tv.de

Baden-Württemberg Finanzämter belegen letzten Platz bei Bearbeitungszeiten

Baden, Württemberg, Stuttgart, Bearbeitungszeiten, Fiskus, Vergleich, Finanzämter, Steuerzahlerbundes, Platz, Bundesländer Baden-Württemberg ist nicht immer Spitze. Der Fiskus arbeitet am langsamsten im Vergleich der Bundesländer - so zumindest eine Erhebung des Steuerzahlerbundes Stuttgart (dpa/lsw) - Die ... mehr ... 10. April 2024

expand_less