Verschollene «Club»-Mitgliederkartei aus NS-Zeit gefunden
15. Juni 2021
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15. Juni 2021
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Nürnberg (dpa/lby) - In einem Kellerraum des 1.
FC Nürnberg ist eine verschollen geglaubte Mitgliederkartei aus der NS-Zeit mit Namen von damals ausgeschlossenen jüdischen Mitgliedern aufgetaucht. Der Fußball-Zweitligist nannte dies einen «sensationellen Fund». Rund 12 000 Karteikarten aus dem Zeitraum von Januar 1928 bis November 1955 wurden jüngst in Kartons entdeckt. Club-Vorstand Niels Rossow kündigte am Dienstag an, den Ausschluss der damaligen jüdischen Mitglieder für unrechtmäßig erklären und rückgängig machen zu wollen.
Der Vereinshistoriker Bernd Siegler sagte: «In der Kartei sind insgesamt 143 Mitglieder aufgelistet, bei denen es sich aufgrund des Stempels "30. APR. 1933" in der Rubrik "Austritt" um jüdische Mitglieder handeln dürfte.» Drei Tage zuvor hatte die damalige «Club»-Spitze wie auch andere süddeutsche Vereine beschlossen, nach dem Willen der Nazis jüdische Mitglieder auszuschließen.
Bei 121 Personen konnte das bereits verifiziert werden. Außerdem seien weitere Karten dabei, bei denen per Hand «Jude», «Soll Jude sein» oder «Nicht-Arierin» vermerkt wurde. «Erste Recherchen ergaben, dass sich hinter den Namen sehr bewegende Biografien verbergen», sagte Siegler. Viele der Mitglieder konnten aus Deutschland fliehen, andere wurde in Konzentrations- oder Vernichtungslagern umgebracht.
Bei den Nachforschungen wird der 1. FC Nürnberg vom Stadtarchiv und der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg unterstützt.
© dpa-infocom, dpa:210615-99-04677/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH