Niedersachsen will Corona-Beschränkungen weiter lockern
8. Juni 2021
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Hannover (dpa/lni) - Angesichts der zunehmend entspannten Corona-Lage in Niedersachsen möchte die Landesregierung die Beschränkungen schon bald weiter lockern.
Wegen der Gefahren von Virusmutationen und einer möglichen vierten Welle im Herbst sollen aber nicht alle Zügel locker gelassen werden, sagten Ministerpräsident Stephan Weil und Gesundheitsministerin Daniela Behrens (beide SPD) am Dienstag in Hannover. Die landesweite Sieben-Tage-Inzidenz sank auf 15,7. In 16 der 45 Landkreise und Großstädte liegt die Inzidenz inzwischen unter 10 - und in den Kreisen Goslar und Friesland bei 0.
Eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen sei in Arbeit - unter der Voraussetzung, dass der Rückgang der Neuinfektionen mit dem Coronavirus weiter anhält, sagte Regierungssprecherin Anke Pörksen. Die Details werden demnach gerade zwischen den Ministerien abgestimmt. Insbesondere gehe es um die Kontaktbeschränkungen im privaten Bereich. Unwahrscheinlich sei, dass die Lockerungen noch vor dem Auslaufen der aktuellen Corona-Verordnung am 24. Juni in Kraft treten. Die Auswirkungen der jüngsten Lockerungen auf die Infektionslage müssten abgewartet werden.
«Wir werden mit unserer nächsten Verordnung daran gehen, für diese Kommunen unter 10 deutliche Lockerungen vorzusehen», sagte Ministerpräsident Weil im ZDF. Neben den Kontaktbeschränkungen könne es dabei um zulässige Obergrenzen bei Veranstaltungen gehen. Ein kompletter Wegfall der Beschränkungen auch bei einer örtlichen Inzidenz von 0 sei aber derzeit nicht geplant, sowohl zur Vermeidung eines Jo-Jo-Effekts als auch mit Blick auf die Gefahr von Virusvarianten. «Wir müssen uns im Sommer so verhalten, dass wir nicht nur einen schönen Sommer haben, sondern auch einen schönen Herbst.» Entscheidend dafür ist aus Sicht von Gesundheitsministerin Behrens auch das weitere Voranschreiten der Impfkampagne.
Mit Aufhebung der Impfpriorisierung setzten sich am Montag 123.000 Niedersachsen auf die Warteliste für einen Termin im Impfzentrum, insgesamt rund 640.000 Menschen stehen derzeit auf der Liste. Darunter befinden sich 18.900 Jugendliche im Alter von 16 und 17. Außerdem ließen sich am Montag 9800 Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 15 auf die Liste setzen.
46,7 Prozent der Niedersachsen haben inzwischen eine Erstimpfung, 20,5 Prozent schon den vollen Impfschutz. Erschwert wird die Impfkampagne weiterhin von Lieferschwankungen. Teils kommen weniger Dosen, teils verschieben sich Liefertermine oder die Dosen der jeweiligen Hersteller werden nicht im für Zweitimpfungen nötigen Umfang geliefert.
Auch in den Arztpraxen führen Lieferabweichungen dazu, dass bereits vereinbarte Impftermine abgesagt oder verschoben werden müssen, sagte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Mark Barjenbruch. Dem Praxispersonal schlage dabei auch Unmut entgegen. «Da ist der Ärger schon groß, wenn man Hoffnungen zerstört und Erwartungen nicht erfüllt.» Seit der Ausweitung der Impfkampagne auf die Hausarztpraxen sei der Impfstoffmangel das wesentliche Problem. «Wir waren gut vorbereitet, haben uns gut abgestimmt, aber der Impfstoff war nicht da», bilanzierte Barjenbruch. Vor zwei Monaten starteten die Impfungen in den Arztpraxen, gut 1,7 Millionen Dosen wurden inzwischen verabreicht.
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Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH