Betriebsärzte müssen Impfungen mit kleinen Mengen beginnen

7. Juni 2021 ©
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Bonn/Dortmund/Rietberg (dpa/lnw) - Ungenaue Lieferdaten und geringe Impfstoffmengen erschweren den lang ersehnten Impfstart bei vielen Betriebsärzten in Nordrhein-Westfalen.
So richtig losgehen könne es bei den meisten Betriebsärzten wohl erst an diesem Dienstag, sagte die Regional-Vorsitzende Nordrhein-Süd im Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte, Tanja Menting, am Montag. Bei einer Lieferankündigung im Laufe des Montagnachmittags ohne Uhrzeit könne eine Impfaktion an dem Tag nicht geplant werden, zumal der Impfstoff von Biontech/Pfizer vor dem Impfen aufbereitet und dann zügig gespritzt werden müsse.
Der Regional-Vorsitzende Nordrhein-Nord des Verbandes, Thomas Meier, berichtete von einer kurzfristigen Verschiebung einer Lieferung auf Dienstag in seinem Bereich. Es sei ein riesiger Ansturm durch die Beschäftigen auf die wenigen Termine zu erwarten. «Das ist wie bei den Tickets für ein Madonna-Konzert. In zwei Minuten ist alles weg», sagte Meier. Er befürchtet, dass in der kommenden Woche noch weniger Impfstoff als die rund 100 Impfdosen je Betriebsarzt zur Verfügung stehen werde, die für diese Woche angekündigt worden seien.
Mit dem Wegfall der Impfpriorisierung an diesem Montag werden die Betriebsärzte in die bundesweite Impfaktion gegen das Coronavirus einbezogen. Sie sind die dritte Säule nach den Impfzentren und den Hausärzten. Allerdings wird es in den NRW-Impfzentren nach bisherigen Angaben des Landes-Gesundheitsministeriums bis mindestens Mitte Juni nur Zweitimpfungen geben können. Vertreter der Hausärzte hatten in den vergangenen Wochen schon vor der am Montag erfolgten Aufhebung der Impfpriorisierung von einem Ansturm auf die Praxen berichtet.
«Durch den fehlenden Impfstoff stottert auch bei den Betriebsärzten der Motor, obwohl wir sehr gut vorbereitet sind», verdeutlichte Regionalverbandschef Meier. Mit sehr hohem Aufwand hätten sich die Unternehmen und Ärzte darauf vorbereitet. Die sehr geringe Anzahl an Dosen pro Betriebsarzt und Woche könnte an nur einem oder anderthalb Tagen verimpft werden. So werde das Impfen in den Betrieben dann Monate dauern. Um wirklich Tempo bei der Impfaktion zu machen, wären mindestens 300 oder 400 Impfdosen pro Betriebsarzt und Woche nötig.
Auch Regionalverbandschefin Menting nannte es bedauerlich, dass die Betriebsärzte beim Start nicht mehr Impfstoff bekämen. In der ersten Woche sei nur die Mindestmenge von 102 Impfdosen je Betriebsarzt zu erwarten. «Die Nachfrage ist sehr hoch», betonte sie. Allein die Uni Bonn habe ein hohes Interesse an der Impfung von 3000 Beschäftigten, erklärte Menting. Die leitende Betriebsärztin am Uniklikum Bonn betreut mit dem Zentrum insgesamt über 20.000 Beschäftigte unter anderem auch an der Uni und in Fremdfirmen arbeitsmedizinisch.
Der Vorsitzende des Regionalverbandes Westfalen-Lippe, Friedemann Bohlen, berichtete hingegen von höheren Belieferung als ursprünglich angenommen. Im konkreten Fall hätten zwei Betriebsärzte bestellt und sie bekämen knapp 600 Impfdosen. Deshalb könnte das Werkarztzentrum, das über 17.000 Mitarbeiter in kleinen und mittelgroßen Unternehmen im Kreis Gütersloh betreue, zusätzlich zum Dienstag auch am Freitag impfen. Nach dem Freischalten der ersten 240 Termine am vergangenen Mittwoch seien diese innerhalb von 15 Minuten gebucht gewesen. Die erfolgten Buchungen gingen quer durch die beteiligten Unternehmen.
Ein Sprecher der Deutschen Telekom berichtete am Montag, dass dem beauftragten medizinischen Dienst zur Impfung von Mitarbeitern zunächst noch keine genauen Angaben zur zugeteilten Menge vorgelegen hätten. «Wir gehen aber davon aus, dass gerade zu Beginn der Kampagne die Impftermine schnell vergriffen sein werden.» Die maximal mögliche Bestellmenge je Betriebsarzt sei mit 804 Impfdosen festgelegt worden. «Es war jedoch zu erwarten, dass diese Mengen voraussichtlich nicht geliefert werden können», erklärte der Sprecher der Telekom.
Der Impfstart für Telekom-Mitarbeiter sei am Mittwoch geplant, nachdem der Impfstoff am Montagnachmittag über den Großhandel von den Apotheken an die Betriebsärzte geliefert würde und das online verfügbare Buchungsportal freigeschaltet sein werde. «Damit möchten wir einen Beitrag leisten, die Impfgeschwindigkeit zu erhöhen und die Impfintensität auf weitere Schultern zu verteilen. So können die Zahlen der Impfungen erhöht werden, bei gleichzeitiger Entlastung der Impfzentren und Arztpraxen», verdeutlichte der Telekom-Sprecher.
Ein Bayer-Sprecher erklärte, der Chempark-Betreiber Currenta sei mit der Impfung von Bayer-Beschäftigten an den großen Standorten des Konzerns in Leverkusen und Dormagen beauftragt worden sei. Dieser habe zunächst 20.000 Dosen Impfstoff für alle ansässigen Firmen bestellt, was der Kapazität der drei lokalen Impfzentren an den Chempark-Standorten Leverkusen, Dormagen sowie Krefeld-Uerdingen für die erste Woche entspräche. Am Montag seien für die drei Chempark-Standorte insgesamt 3000 Impfdosen für alle Firmen erwartet worden. Am Dienstag würden dann die ersten Impfungen beginnen.
© dpa-infocom, dpa:210607-99-893635/3
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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