Trasse für Stromautobahn wird festgelegt

6. Juni 2021 ©
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Kleve (dpa/lnw) - Für die Energiewende müssen in Deutschland Tausende Kilometer neuer Stromleitungen gebaut werden.
Die größten Projekte sind dabei die sogenannten Stromautobahnen, über die Windstrom von den Küsten nach Süden transportiert werden soll. Für die nach Nordrhein-Westfalen führende Höchstspannungsleitung A-Nord fällt jetzt eine wichtige Entscheidung. Die Bundesnetzagentur will am Montag den Trassenkorridor für den Abschnitt zwischen Borken im Münsterland und dem Endpunkt der Leitung bei Meerbusch im Kreis Neuss bekanntgeben. Damit legt die Behörde auch fest, wo die Stromkabel unter dem Rhein verlegt werden.
Der Netzbetreiber Amprion, der die etwa 2 Milliarden Euro teure Megaleitung plant und baut, möchte bei Rees im Kreis Kleve mit dem Kabel durch den Rhein, unter anderem weil dort die Bebauung geringerer ist als an anderen Stellen. Die Bundesnetzagentur hat Amprion aber aufgegeben, auch Alternativen zu prüfen, etwa bei Voerde im Kreis Wesel. In der Region ist deshalb vor der Entscheidung der Bundesbehörde die Unruhe gestiegen.
Am Beispiel der Rheinquerung lässt sich ablesen, wie schwierig und langwierig der Bau der bisweilen als «Monstertrassen» kritisierten Stromleitungen ist. Ursprünglich sollten die Kabel an Masten verlegt werden. Nach heftigen Protesten gegen die weithin sichtbaren Freileitungen schwenkte die Politik auf Leitungen im Erdboden um. Das verteuert den Bau kräftig und machte an vielen Stellen eine Neuplanung erforderlich.
Weil die Leitungen noch nicht fertig sind, konnten auch im vergangenen Jahr große Mengen Windstrom nicht transportiert werden. Die Betreiber von Windrädern in Norddeutschland und vor den Küsten von Nord- und Ostsee mussten ihre Anlagen immer wieder drosseln. Dafür bekamen sie 761 Millionen Euro an Entschädigung, die letztlich von den Verbrauchern über ihre Stromrechnungen bezahlt werden.
Die genaue Stelle für die Rheinquerung trifft in den jeweiligen Kommunen auf Kritik. Aus Sicht des Kreises Kleve sollten die Kabel besser bei Voerde im Nachbarkreis Wesel durch den Fluss geführt werden. Über Rees werde der Strang nicht nur 20 Prozent länger, er müsse auch durch zahlreiche Naturschutzgebiete verlegt werden und sei am Ende deutlich teurer, hat der Kreis in seiner Stellungnahme zu den Planungen von Amprion betont.
Im Nachbarkreis hält man nichts von dieser Argumentation. «Auch wenn uns bewusst ist, dass auch dort eine starke Betroffenheit ausgelöst würde, halten wir die Auswirkungen auf die betroffenen Kommunen im Kreis Wesel bei der Festlegung der Trasse durch unser Kreisgebiet für deutlich schwerwiegender», haben Landrat Ingo Brohl (CDU) und mehrere Bürgermeister an den Präsidenten der Netzagentur, Jochen Homann, geschrieben. Schon jetzt werde der Kreis am Rande des Ruhrgebiets von zahlreichen großen Gas- und Ölpipelines durchschnitten. Zudem führe ein Leitungsbau im Kreis Wesel zu «erheblich größeren Schädigungen von Natur und Landschaft».
Mit der Entscheidung der Bundesnetzagentur kann aber noch längst nicht mit dem Bau der Leitung von Emden nach Meerbusch-Osterath begonnen werden, die bereits seit 2013 im Bundesbedarfsplan steht. Für andere Abschnitte der rund 301 Kilometer langen Verbindung steht der Trassenkorridor noch nicht fest. Amprion muss zudem für den Abschnitt Borken - Osterath noch planen, wo die Kabel innerhalb des bis zu 1000 Meter breiten Korridors genau vergraben werden sollen. Nach den bisherigen Planungen soll die Leitung im Jahr 2025 in Betrieb genommen werden. Im neuesten Netzentwicklungsplan hat Amprion aber vorsichtshalber das Jahr 2027 als Alternative aufgeführt.
© dpa-infocom, dpa:210606-99-879647/3
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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