Ein Trendhobby, das Gefahren birgt

6. Juni 2021 ©
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Wiesbaden/Kassel/Darmstadt (dpa/lhe) - Alte Münzen, Fahrräder, Tresore: Immer mehr Menschen in Hessen suchen mit einer Magnetangel nach metallischen Gegenständen in Gewässern.
«Der Trend nimmt zu, vielleicht auch aus der Not heraus», sagte Adrian Zentgraf, Geschäftsführer vom Verband hessischer Fischer, mit Blick auf die Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. «Die Menschen können so gleichzeitig raus in die Natur, sich bewegen und ein bisschen Abenteuer erleben.»
Bei dieser besonderen Art des Angelns wird ein Magnet an einer Schnur oder einem Seil befestigt und durch das Wasser gezogen. Die Angler versuchen auf diese Weise, metallische Gegenstände zu bergen und vielleicht auch auf etwas Wertvolles zu stoßen.
Dass sich das Hobby zunehmender Beliebtheit erfreut, hat auch das Regierungspräsidium (RP) Kassel registriert. Es weist allerdings darauf hin, dass es dafür einer behördlichen Erlaubnis bedarf. «Durch die offizielle Prüfung werden im Vorfeld Gefahren sowohl für die Gewässerfauna als auch für die Anglerinnen und Angler ausgeschlossen», betonte die Obere Wasserbehörde beim RP. Denn beim Magnetfischen würden Gewässer nämlich nicht nur von Müll befreit, sondern es könnten auch Kulturdenkmäler gefährdet, dem biologischen Gleichgewicht im Gewässer geschadet oder Eigentumsrechte an Gewässergrundstücken verletzt werden. Und es könnten gefährliche Gegenstände wie Waffen oder Weltkriegsmunition aus dem Wasser gefischt werden.
«Teilweise wird auch versucht, sehr große Gegenstände wie Tresore und Geldautomaten aus dem See- oder Flussbett an Land zu hieven», so ein Pressesprecher des RP Kassel. Es werde dann auch mittels Kranwagen oder anderer Maschinen «geangelt». Um den Gefahren vorzubeugen, sei es notwendig, mögliche Risiken vorab durch die zuständigen Behörden prüfen zu lassen und für einen konkreten Standort auszuschließen. «Dass der örtliche Angelverein oder der Gewässereigentümer das Okay gibt, reicht dafür nicht aus.»
Wegen der Gefahr durch Munition sehe der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Hessen das Magnetangeln mit großer Sorge, sagte Nina Lipp, Pressesprecherin des Regierungspräsidiums in Darmstadt, bei dem der Dienst angesiedelt ist. Magnetfischer, ebenso wie Sondengänger, gefährdeten ihr eigenes Leben und das von unbeteiligten Personen. «Leider kommt es laut unseres Kampfmittelräumdienstes auch vor, dass die Gefahrensituation von Magnetfischern und Sondengängern auch nach eingehender Belehrung durch unsere Fundkommandos ignoriert wird.»
Kampfmittel würden im Wasser mit der Zeit immer gefährlicher. «Der Kampfmittelräumdienst würde es aus diesen Gründen sehr befürworten, wenn das Magnetangeln prinzipiell untersagt würde und eine Entscheidung nicht dem Einzelfall überlassen bleibt», so Lipp. Ähnlich sehe das auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt, das aufgrund dieser Gefahr das Magnetangeln im gesamten hessischen Bereich des Mains prinzipiell nicht zulasse.
Auch Adrian Zentgraf vom Verband hessischer Fischer weist auf die Risiken hin und mahnt zu absoluter Vorsicht. Neben der Gefahr durch Blindgänger und Waffen sorgt er sich auch um die Umwelt. Für besonders empfindliche Naturgebiete könne der Zulauf durch das Magnetangeln kritisch werden. Und: «Es landen vermehrt Magnete im Wasser, die sich beispielsweise zwischen Steinschüttungen verheddert haben.» Wenn die Fischer mit ihrem Hobby allerdings Müll aus dem Wasser holen und diesen dann auch ordnungsgemäß entsorgen, dann sei das Magnetangeln eine gute Sache.
© dpa-infocom, dpa:210606-99-879619/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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