Klimawandel stellt Sachsens Feuerwehren vor Probleme

31. Mai 2021 ©
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Dresden/Dennheritz (dpa/sn) – Der menschengemachte Klimawandel hat auch für Sachsens Feuerwehren Folgen.
Die Erfahrungen zeigten, dass bei zunehmender Trockenheit die Brandintensität zunehme, erklärte eine Sprecherin des Innenministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zudem seien Bäche, Flüsse und Teiche, aus denen die Feuerwehr Löschwasser entnehme, weniger ergiebig. Um zu verhindern, dass den Feuerwehrleuten im Ernstfall das Wasser ausgeht, errichtet manche Kommune für viel Geld zusätzliche Zisternen, wie ein Beispiel aus der Region Zwickau zeigt.
Damit die Feuerwehren künftig besser auf trockene Sommer vorbereitet sind, lässt das Innenministerium derzeit ein Waldbrandschutzkonzept erarbeiten. Erfahrungen von nationalen und internationalen Feuerwehren werden neben wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Klimawandel in die Konzeption einfließen, hieß es.
«Explizite Studien, welche den Zusammenhang zwischen der Trockenheit in der Vegetation und der allgemeinen Löschwasserversorgung untersuchen, liegen nicht vor.» Doch laut Ministerium kann auf praktische Erfahrungswerte zurückgegriffen werden. Das Konzept wolle Erfahrungen der Feuerwehren und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel vereinen. Einen Schwerpunkt bildet den Angaben zufolge die Löschwasserversorgung in schwer zugänglichen Waldgebieten.
Im vergangenen Jahr wurden nach früheren Angaben von Sachsenforst 109 Waldbrände registriert, bei denen insgesamt fast 33 Hektar Wald vernichtet wurden. In den Vorjahren hatte es noch häufiger gebrannt: 153 Mal 2019 und 195 Mal im Jahr davor - allein 2018 waren 240 Hektar betroffen, im Jahr darauf 41,5 Hektar.
Die Kommunen sind laut Ministerium selbst dafür zuständig, dass es bei Bränden in Städten und Gemeinden ausreichend Löschwasser gibt. «Das Problem mit der Löschwasserversorgung hat sich in einigen Teilen unseres Ortes in den letzten Jahren deutlich dramatisiert», sagte der Bürgermeister der Gemeinde Dennheritz im Landkreis Zwickau, Frank Taubert (Freie Wähler). In den vergangenen Jahren habe sich wiederholt dasselbe Bild gezeigt: «Bäche sind ausgetrocknet, Teiche hatten nicht genügend Wasser.» Als Hauptursache nannte Taubert den Klimawandel.
Die Schläuche der Feuerwehren reichten einen Kilometer. «In diesem Umkreis muss das Löschwasser erreichbar sein.» Glücklicherweise sei es bisher nicht vorgekommen, dass die zwei Ortswehren einem Feuer machtlos gegenüber standen. Damit das so bleibt, sind in den vergangenen Monaten drei neue Löschwasserzisternen entstanden. Jede kann mit 100 000 Litern Wasser gefüllt werden. Die 1300-Einwohner-Gemeinde hat dafür mehr als 300 000 Euro investiert.
Wegen des Klimawandels gebe es nun häufiger Feuerwehreinsätze, erläuterte der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes, Andreas Rümpel. Und sie seien länger. «Oftmals gehen diese über Tage, vor allem in trockenen Waldgebieten.» Große Anstrengung sei nötig, um beispielsweise den ausgetrockneten Waldboden mit tiefen Brandherden umzuarbeiten. «Wir brauchen dafür leichtere Kleidung. Aktuell wird in vielen Feuerwehren die Ausstattung erweitert.» Denn die schwere Schutzbekleidung, die für Hausbrände verwendet wird, sei ungeeignet. Vor allem in Waldgebieten hätte die Feuerwehr bisher auf natürliches Löschwasser etwa aus Teichen zurückgegriffen.
«Die sind in trockenen Phasen unsicher geworden. Der Bau von Zisternen wäre eine Alternative, aber damit kommen Kosten auf Gemeinden und Waldbesitzer zu. Das ist ein großes Problem», erklärte Rümpel. Der Klimawandel führe jedoch nicht nur durch Waldbrände zu zunehmenden Einsätzen, sondern auch durch Starkregen. «Sturzfluten gibt es inzwischen auch in Orten, die überhaupt kein Gewässer haben, allein durch den massiven Niederschlag. Auch darauf müssen sich Feuerwehren zukünftig einstellen.»
Der Landkreis Zwickau sieht eine weitere Entwicklung als eine Ursache für Probleme bei der Löschwasserversorgung in der Region: Die Leitungen zur Trinkwasserversorgung hätten mittlerweile einen geringeren Durchmesser. Das soll stehendes Wasser verhindern und die Qualität des Trinkwassers erhalten, dadurch kann innerhalb einer bestimmten Zeit aber auch auf weniger Wasser zugegriffen werden.
«Es gibt vermehrt Anträge zur Förderung von Zisternen in Gebieten, wo festgestellt wurde, dass die Löschwasserversorgung über das Hydranten-Netz des Trinkwassers nicht ausreicht», teilte das Landratsamt mit. «Von der Errichtung von Löschteichen wird eher Abstand genommen, da der Wartungsaufwand höher ist als bei Zisternen.»
Gestiegene Anforderungen ans Trinkwasser sind laut Verbandschef Rümpel neben dem Klimawandel als weiteres Problem zu sehen. Vor allem größere Städte hätten bisher auf natürliche Entnahmestellen wie Teiche ohnehin verzichtet und über Hydranten gelöscht. Zusätzliche Hilfe bei großen Bränden soll künftig auch aus der Luft kommen. Alle Polizeihubschrauber, die in Sachsen angeschafft werden, sollen über eine Löschfunktion verfügen, erklärte Rümpel. Damit könnten sie mit Löschwasser aus der Luft Unterstützung bieten.
© dpa-infocom, dpa:210531-99-801106/3
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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