Antisemitismusbeauftragter kritisiert ausländische Kampagnen

22. Mai 2021 ©
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Reutlingen (dpa/lsw) - Kampagnen aus dem Ausland verschärfen aus Sicht des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume die Judenfeindlichkeit in Deutschland.
«Neu ist, dass Hamas, Hisbollah, Iran, Türkei und Russland Trollarmeen anheuern und über digitale Medien gezielt Fakenews nach Europa schicken», sagte der Religionswissenschaftler dem «Reutlinger General-Anzeiger» (Samstag).
Da werde etwa behauptet, die deutsche Regierung sei Teil der jüdischen Weltverschwörung und die deutsche Polizei unterdrücke Leute, die die Wahrheit sagten. «Das sind immer dieselben Verschwörungsmythen, nur in arabischer, türkischer oder russischer Version», sagte Blume. Auf diese Weise würden Menschen, die ohnehin zum Antisemitismus tendieren, radikalisiert. «Die tauchen ein in eine mediale Blase, wo sie in der eigenen Meinung bestärkt werden.»
Als die Politik gemerkt habe, dass Radikalisierung in den digitalen Medien stattfinde, habe sie Antisemitismus-Beauftragte eingesetzt. «Das war allerdings reichlich spät, und wir haben sowohl beim deutschen wie auch beim zugewanderten Antisemitismus wertvolle Jahre verloren», sagte Blume, der seit 2018 als erster in Baden-Württemberg dieses Amt innehat. Seit dem Zweiten Weltkrieg, als Adolf Hitler und der islamistische Mufti von Jerusalem al-Husseini ein Bündnis schlossen, seien deutscher und arabischer Antisemitismus miteinander verknüpft, erklärte Blume. «Denken Sie beispielsweise an den Terrorpakt zwischen deutscher RAF und arabischer PLO.»
Die Frage sei nun, ob die Demokratie wehrhaft genug sei, um den Verschwörungsmythen zu begegnen. «Ich glaube, wir haben schwere Jahre vor uns, aber diesmal wird die deutsche Demokratie es schaffen», sagte Blume. «Das bedeutet allerdings auch, dass wir gegen antisemitische Organisationen und Medien aus dem Ausland stärker vorgehen müssen. Konkret befürworte ich ein Verbot der Grauen Wölfe, die junge Deutsch-Türken nationalistisch radikalisieren.»
© dpa-infocom, dpa:210522-99-702617/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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