Keine «Hochburgen» bei Stimmabgabe

20. Mai 2021 ©
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Halle (dpa/sa) - Ob in der Stadt oder auf dem Land: Für die Wahlbeteiligung ist nicht in erster Linie der Wohnort entscheidend.
Es sind laut Wahlforschung eher die Lebensumstände. Dazu zählen die Qualifikation, das verfügbare Einkommen sowie das sozialräumliche Umfeld. «Leben in einem Wahlbezirk vergleichsweise viele sozial gut integrierte Menschen mit einem hohen Bildungsgrad sowie auskömmlichen Einkommen zusammen, ist die Wahlbeteiligung meist höher als in den sogenannten problembehafteten Quartieren mit einer geringer qualifizierten Bevölkerung mit sozialer Benachteiligung und niedrigerem Einkommen», sagte der Politologe Everhard Holtmann.
Allerdings hänge die Wahlbeteiligung auch von einer Reihe weiterer Faktoren in den Regionen ab, etwa von der wirtschaftlichen Struktur, dem Angebot öffentlicher Leistungen und wie Menschen Umbrüche erlebt haben. Generell könne man gegenwärtig - anders als früher - deutlich weniger «Hochburgen» oder «Diasporagebiete» einzelner Parteien erkennen, erklärte Holtmann.
Wie das Statistische Landesamt mitteilte, lag die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl 2016 im Wahlkreis Halle III mit 72,4 Prozent (2011: 60,7 Prozent) über dem Landesdurchschnitt von 61,1 Prozent. Dies war den Angaben nach auch bei der vorherigen Wahl 2011 der Fall. In dem Wahlkreis gibt es Wohngebiete, die zu den begehrtesten und teuersten in der Stadt zählen.
So leben etwa rund um die Pauluskirche Menschen, die an der Universität, an Instituten oder an der Kunsthochschule lehren und lernen. Junge Familien und Wohngemeinschaften leben vor allem in der Altstadt, in Eigenheimen eher Menschen in Stadtteilen wie «Frohe Zukunft» und Reideburg, die ebenfalls zu Halle III zählten.
Auch andere Wahlkreise wie in Magdeburg, Dessau-Roßlau-Wittenberg lagen 2016 mit rund 64 Prozent über dem Landesdurchschnitt bei der Parlamentswahl. Innerhalb der Städte gab es aber auch Unterschiede. In Halberstadt (Landkreis Harz) war die Wahlbeteiligung mit 55,7 Prozent (2011: 48,2 Prozent) eine der geringsten im Land. Hinzu kamen innerhalb der Regionen und Kommunen Unterschiede in Wohngebieten.
Mit Blick auf die Veränderungen bei der Beteiligung an der Landtagswahl 2011 zu 2016 hatten der Wahlkreis Bitterfeld (2016: 62 Prozent) landesweit laut Statistik den wohl höchsten Zuwachs mit einem Plus mit 14,4 Prozentpunkten im Vergleich zu 2011 (47,6 Prozent). Dem folgten Wolfen mit einem Zuwachs von 13,7 und der Saalekreis mit 13,3 Prozentpunkten mehr als bei der Wahl 2011.
Insgesamt gesehen war die Wahlbeteiligung in Sachsen-Anhalt bei der Landtagswahl 2016 (61,1 Prozent) im Vergleich zu 2011 (51,2 Prozent) laut Holtmann mit einem Plus von etwa 10 Prozent signifikant gestiegen. Als Ursache sieht der Politologe, dass 2016 ein Teil der vormaligen Nichtwähler mobilisiert wurde. «Die Wählerinnen und Wähler hatten im Vergleich zur vorherigen Landtagswahl 2011 ein verändertes Auswahlangebot, ihre Stimme abzugeben», sagte Holtmann. Die AfD sei erstmals zur Landtagswahl angetreten. Das habe mehr Wählerinnen und Wähler als 2011 dazu bewegt, ihre Stimme abzugeben.
Diese Mobilisierung vormaliger Nichtwähler sei kein Alleinstellungsmerkmal von Sachsen-Anhalt, sondern auch bei anderen Landtagswahlen in Ost- und Westdeutschland aufgetreten, sagte Holtmann.
Am 6. Juni wird ein neuer Magdeburger Landtag gewählt. Laut einer Umfrage von Infratest dimap im Auftrag des MDR vom April hätte das regierende Bündnis aus CDU, SPD und Grünen weiter eine Mehrheit im Parlament. Die AfD bliebe wie 2011 zweitstärkste Kraft im Land.
«Seinerzeit haben die Themen Zuwanderung und Flüchtlinge und die wirtschaftliche Situation des Landes sehr stark die öffentlichen Debatten und auch das Wahlverhalten bestimmt», sagte Holtmann. Diese Themen seien latent auch heute vorhanden. «Aber heute bewegt die Menschen vor allem das Krisenmanagement der Regierenden im Umgang mit der Corona-Pandemie», sagte der Politologe aus Halle.
© dpa-infocom, dpa:210520-99-670828/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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