Aue kämpft mit Nachwehen des 3:8
10. Mai 2021
©
10. Mai 2021
©
Aue (dpa) - Dirk Schuster kämpfte mit Floskeln und Beteuerungen, um nach dem 3:8 gegen den SC Paderborn nicht die Fassung zu verlieren.
«Wir liegen jetzt am Boden, das ist doch klar. Wir werden uns einiges anhören müssen, das wird dann auch seine Berechtigung haben», sagte der Trainer des FC Erzgebirge Aue nach dem Debakel und übte sich auch schon in vorsichtigem Optimismus: «Trotzdem werden wir wieder aufstehen und hoffen auf eine Trotzreaktion am Sonntag in Düsseldorf.»
Es war eine historische Niederlage, die das Umfeld der Erzgebirger mit Sicherheit noch eine Zeit lang beschäftigen wird. Denn acht Gegentore hatte eine Auer Mannschaft noch nie in einem Pflichtspiel kassiert.
Präsident Helge Leonhardt, der den Komplett-Einbruch der Mannschaft nach der frühen 2:0-Führung mit ernster Miene auf der Tribüne verfolgt hatte, präsentierte sich hinterher ungewohnt wortkarg. «Ich kann mich für die Leistung bei unseren Fans nur entschuldigen. Alles andere werden wir intern aufarbeiten und analysieren. Die Entwicklung gibt aber zu denken», meinte der Unternehmer mit dem Verweis, dass das 3:8 gegen Paderborn die dritte Heimniederlage in Serie war.
Ob die Klatsche auch zu Konsequenzen führen wird, wollte Leonhardt am Sonntag noch nicht sagen. Fakt ist aber, dass es bei den Erzgebirgern intern viel aufzuarbeiten gibt. «Nach einer 2:0-Führung denkst du, du bist auf einem guten Weg. Wir haben danach so einfache Fehler gemacht, die du in keiner Liga machen darfst», haderte Offensivspieler Ben Zolinski. Das Defensivverhalten der Sachsen war am Sonntag zu keinem Zeitpunkt zweitligatauglich. Nahezu ohne Gegenwehr und teilweise unter tatkräftiger Mithilfe der Auer kamen die Paderborner zwischen der 10. und 82. Minute zu ihren acht Toren.
Um sich die Meinung zu sagen, die Fehler abzustellen und auf den Saisonendspurt einzuschwören, bleibt in den kommenden Tagen ausreichend Zeit. Denn ab Mittwoch bezieht die Auer Mannschaft ihr Quarantäne-Trainingslager im benachbarten Bad Schlema. Teamaktivitäten außer der Reihe sind allerdings nicht geplant und auch nicht gestattet.
«Wir sind da, um uns auf die restlichen Spiele vorzubereiten», betonte Schuster. «Wir müssen die Zähne zusammenbeißen und diese Gegebenheiten hinnehmen. Es ist ein Quarantäne-Hotel, wo jeder auf seinem Zimmer zu sein hat. Im Speisesaal wird in großen Abständen gemeinsam gegessen, dann geht es wieder zurück aufs Zimmer», beschreibt der 53 Jahre alte Coach den eher eintönigen Hotel-Alltag, der die Mannschaft erwartet.
Dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) die Quarantäne-Trainingslager für alle 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga angeordnet hat, um die Spieler vor Corona-Infektionen noch besser zu schützen, stößt beim FC Erzgebirge auf ein geteiltes Echo. «Ich halte es absolut für sinnvoll. Wir sind da, um kein Risiko einzugehen, dass irgendeiner unserer Spieler noch der Gefahr ausgesetzt ist, über einen Fremdkontakt mit dem Virus in Verbindung zu kommen», meint Schuster.
Vereinspräsident Leonhardt hält dagegen. «Ich sehe das nur als politische Botschaft nach außen, nicht als praktisch sinnvolle Maßnahme», sagte der Unternehmer der «Freien Presse». Leonhardt gibt zu bedenken, dass sich bei einem möglichen Corona-Fall im Mannschaftshotel womöglich das komplette Team für 14 Tage in Quarantäne begeben muss: «Bisher betraf das zumeist nur einzelne Spieler.»
© dpa-infocom, dpa:210510-99-536135/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH