Wie Croy über das Sachsen-Duell und «krumme Bälle» denkt

19. Februar 2021 ©
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Für Jürgen Croy ist das Sachsen-Duell zwischen dem FSV Zwickau und Dynamo Dresden ein Pflichttermin. «Ich werde mir diesen Ost-Klassiker selbstverständlich im Fernsehen anschauen», sagt die DDR-Torwartlegende im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur.
Zwickau (dpa) - Für Jürgen Croy ist das Sachsen-Duell zwischen dem FSV Zwickau und Dynamo Dresden ein Pflichttermin. «Ich werde mir diesen Ost-Klassiker selbstverständlich im Fernsehen anschauen», sagt die DDR-Torwartlegende im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. Und der 74-Jährige macht keinen Hehl daraus, wem er am Samstag (14.00 Uhr/MDR, MagentaSport) mehr den Sieg gönnt: «Dynamo verdient es, mit seinem fußballverrückten Umfeld und seiner tollen Fanszene schnellstmöglich in die zweite Bundesliga zurückzukehren. Aber für das direkte Duell hoffe ich, dass der FSV nach dem Hinspiel auch das Rückspiel gewinnt. Ich tippe auf ein 2:1.»
Für Croy hat Zwickau schon als Aktiver stets die Hauptrolle gespielt. Für die BSG Motor und Sachsenring Zwickau bestritt er alle 372 Pflichtspiele. «Ich habe immer die Auffassung vertreten, an dem Ort seinen Beruf auszuüben, wo die Familie zu Hause ist und wo man sich wohl fühlt», erklärt Croy. Den Versuchen der DDR-Verbandsspitze, den damaligen Weltklasse-Schlussmann zu Spitzenvereinen nach Leipzig oder Dresden zu locken, widerstand der 94-fache Nationalspieler: «Dabei war es für mich nie entscheidend, ein paar Mark mehr zu verdienen. Die Nähe zu den Anhängern war mir wichtiger. Die Verbundenheit mit den Zwickauer Fans hat mir viel gegeben.»
Der Name Croy stand neben Bodenständigkeit vor allem für Erfolg. Besonders gern denkt der Zwickauer heute immer noch an seine sportlichen Höhepunkte zurück. Dazu zählt unter anderem der Sieg im dramatischen FDGB-Pokalendspiel 1975 gegen Dynamo Dresden, als die sächsische Torwart-Legende im Elfmeterschießen zwei Dresdner Schüsse abwehrte und den Siegtreffer zum 4:3 selbst erzielte. Auch die Teilnahme an der WM 1974 mit dem legendären 1:0-Erfolg über die BRD, der Olympiasieg 1976 in Montreal oder das Halbfinale im Europapokal der Pokalsieger 1976 gegen den späteren Cupsieger RSC Anderlecht bleiben für Croy unvergessen.
Vom einstigen Glanz ist nach der Wende in Fußball-Zwickau nicht mehr viel übrig geblieben. Dass die Anhänger ihren Verein in der Nachwendezeit durch alle Tiefen bis in die Landesliga begleitet haben und dem FSV treu geblieben sind, imponiert Croy genauso wie die Freundschaft, die sich mit der Dresdner Fanszene entwickelt hat. Für das Duell am Samstag wurden bereits mehr als 14 600 «Geistertickets» verkauft. Beide Clubs haben die Aktion beworben, zehn Prozent der Einnahmen will der FSV an Dynamo weiterreichen. «Solche Aktionen tun dem Sport gerade in diesen Zeiten sehr gut. Es ist doch viel schöner, über solche Verhaltensweisen zu lesen als über Randale», meint Croy.
Der Ehrenbürger Zwickaus ist froh darüber, dass sich der FSV nach vielen Jahren der Tristesse seit dem Aufstieg 2016 in der 3. Liga etablieren konnte. Einen großen Anteil an der positiven sportlichen Entwicklung hat nach Meinung von Croy vor allem Schlussmann Johannes Brinkies. «Ein fantastischer Torhüter», schwärmt der dreimalige «DDR-Fußballer des Jahres» (1972, 1976, 1978) vom ehemaligen Rostocker Brinkies. «Es macht einfach Spaß, ihm zuzuschauen. Er ist auf der Linie überragend, dazu kann er die Mannschaft von hinten lautstark führen und dirigieren.» Brinkies freut sich über das Lob vom Fachmann. «Das ehrt mich sehr und seine Einschätzung zeigt auch, dass wir in den vergangenen Jahren nicht alles falsch gemacht haben. Aber seine Worte sind auch Ansporn für mich und die gesamte Mannschaft, die Leistungen zu bestätigen und die positive Entwicklung beim FSV weiter fortzusetzen», betont der FSV-Kapitän.
Wenn Croy die Berichterstattung über das heutige Torhüter-Spiel verfolgt, muss er hin und wieder schmunzeln. «Ein guter Torwart musste auch schon zu meiner aktiven Zeit seinen Strafraum verlassen, um quasi als Libero das Spiel mit aufzubauen. Das ist also keine Erfindung der Neuzeit», sagt Croy. Dennoch gibt es auch Unterschiede zu damals: «Die neuen Bälle machen es den Torhütern schwerer. Es fliegen jetzt viel mehr «krumme Bälle» aufs Tor. Damals haben die Bälle noch nicht so sehr geflattert, es wurden auch nicht so viele Flanken und Eingaben mit Effet weg vom Tor geschlagen.»
Als Rentner ist Croy heute immer noch regelmäßig am Ball. Allerdings ist das Spielgerät etwas kleiner und besteht aus Kunststoff. «Ich bin Amateur-Golfer. Wenn die Corona-Pandemie vorüber und das Wetter wieder besser wird, freue ich mich schon auf die Teilnahme an kleineren Turnieren», sagt der Zwickauer. Doch am Samstag gilt seine volle Aufmerksamkeit dem Sachsen-Duell zwischen Zwickau und Dynamo.
© dpa-infocom, dpa:210219-99-506871/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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