Online-Dokumentation über umstrittenen Bildhauer Koelle

16. Februar 2021 ©
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Die Stadt Augsburg hat als Nachlassverwalter über den umstrittenen Bildhauer Fritz Koelle (1895-1953) eine multimediale Internetseite veröffentlicht. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt aus Anlass des 125.
Augsburg (dpa/lby) - Die Stadt Augsburg hat als Nachlassverwalter über den umstrittenen Bildhauer Fritz Koelle (1895-1953) eine multimediale Internetseite veröffentlicht. Im vergangenen Jahr hatte die Stadt aus Anlass des 125. Geburtstags des gebürtigen Augsburgers eine Sonderausstellung gezeigt. Die Internet-Präsentation soll nun nach der Schließung der Schau die Inhalte weiter erlebbar machen.
Der Künstler ist umstritten, weil er sich in seiner Schaffenszeit an die jeweiligen Machtstrukturen angepasst hat und auch für die Nazis und das DDR-Regime gearbeitet hat. Seine Bronze-Skulpturen finden sich bis heute an etlichen öffentlichen Orten.
Nach dem Tod des gebürtigen Augsburgers Koelle wurde dessen Nachlass der schwäbischen Stadt vermacht. Die Augsburger Kunstsammlungen und Museen haben dadurch rund 200 Zeichnungen und 120 Bronzearbeiten des Bildhauers im Bestand.
«Wir sehen unsere Aufgabe nicht nur darin, dieses künstlerische Werk zu bewahren, sondern haben auch die Verantwortung, Koelles Leben und Schaffen in seiner Ambivalenz aufzubereiten und zugänglich zu machen», sagte Augsburgs Museumschef Christof Trepesch zu der neuen Sonderseite im Netz.
Koelle hatte an der Münchener Akademie studiert und war Mitglied der Künstlergruppe Münchener Secession. Er beschäftigte sich besonders mit der Kohle- und Eisenindustrie. Bekannt wurde er durch Porträts von Berg- und Hüttenarbeitern. Seine 1933 in München aufgestellte Skulptur «Blockwalzer» wurde von den Nationalsozialisten als bolschewistisch diffamiert und entfernt.
Nach diesem Eklat stellte Koelle seine Arbeiter heroischer dar. Die Machthaber während der Hitler-Diktatur fanden Gefallen an dem Bildhauer. Seine Figurengruppe «Befreiungskämpfer» mit marschierenden Soldaten «darf heute als ein Paradebeispiel national­sozialistischer Kunstpropaganda gelten», heißt es in der Online-Ausstellung. Dieser Gipsentwurf sei heute aber verschollen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg habe Koelle «einen erneuten Gesinnungswandel» vollzogen und für die Machthaber in der sowjetischen Besatzungszone und der späteren DDR die passenden Werke geliefert. Der ostdeutsche Staat machte Koelle auch noch zum Kunstprofessor in Dresden und Berlin-Weißensee.
Aus Sicht der heutigen Forschung habe Koelle eine «labile Persönlichkeitsstruktur» gehabt, er sei als «gezielt taktierender Opportunist» enttarnt worden, heißt es in der Multimedia-Präsentation. «Unabhängig von dieser nicht näher zu bestimmenden inneren Haltung war Koelle stets ein Bildhauer von großem handwerklichem Geschick und Proportionsempfinden, der ihm den Erfolg in drei politischen Systemen ermöglichte.»
© dpa-infocom, dpa:210216-99-457778/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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