Viel Arbeit für Psychologen an Universitäten
6. Februar 2021
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Die psychologischen Beratungsstellen der Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern haben in den vergangenen Monaten einen erheblichen Zulauf zu verzeichnen. Der Unterstützungsbedarf sei stark gestiegen, hieß es von den Studierendenwerken in Rostock und Greifswald.
Rostock/Greifswald (dpa/mv) - Die psychologischen Beratungsstellen der Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern haben in den vergangenen Monaten einen erheblichen Zulauf zu verzeichnen. Der Unterstützungsbedarf sei stark gestiegen, hieß es von den Studierendenwerken in Rostock und Greifswald. Hauptgründe seien Motivationsprobleme oder prinzipielle Schwierigkeiten, eine Struktur in den Arbeitsalltag zu bekommen, sagte Malena Wiechers vom Studierendenwerk in Rostock und Wismar. Um Abhilfe zu leisten, seien in Rostock Online-Workshops eingerichtet worden. Dort gebe es Unterstützung bei der Strukturgebung.
Ein Zeichen für die zunehmenden Nöte der Studenten sei, dass die Dauer der Beratungen zugenommen hat. «Früher gab es im Schnitt vier bis fünf Sitzungen, bis Lösungen erarbeitet waren», sagte Wiechers. Nun nutzten die Studenten die vollen zehn Beratungsstunden, die möglich sind.
«Ein großes Problem ist für sehr viele Studierende die zunehmende Vereinsamung», sagte Nele Reidenbach vom Studierendenwerk Greifswald, das auch für Fachhochschulen in Stralsund und Neubrandenburg zuständig ist. Besonders diejenigen, die bisher am Studienort mit Kommilitonen, Freunden und Mitbewohnern recht gut integriert waren, litten unter zunehmender Vereinzelung. Viele bisherige Kontaktpersonen seien in ihre Heimat gezogen, da für Online-Veranstaltungen keine Präsenz vor Ort erforderlich ist.
Wie Reidenbach sagte, beobachten die Psychologen in der Pandemie eine gravierende Zunahme von Verunsicherung sowie Versagens- und Zukunftsängsten. Diese bezögen sich beispielsweise auf die Tatsache, dass bestimmte Arbeitsmarktsegmente aktuell und möglicherweise auch künftig wegbrechen.
Dabei seien die Studenten zu Beginn der Pandemie noch ganz entspannt gewesen, berichtete Wiechers. Sie hätten eine gewisse Erleichterung gespürt. Es gab längere Semesterferien oder mehr Zeit für ihre Hausarbeiten. Mit der Online-Lehre seien dann Probleme gekommen. «Das Internet hat gehakt, manche Dozenten waren überfordert.»
Es gebe auch wirtschaftliche Schwierigkeiten, mit denen die Studenten aktuell zu kämpfen haben, sagte Wiechers. Vielen seien Nebenjobs etwa in Kneipen weggebrochen. Das gelte vor allem für ausländische Studenten, die es auf dem Arbeitsmarkt schwieriger als ihre deutschen Kommilitonen haben.
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Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH