Auschwitz-Überlebende bei Holocaust-Gedenken

25. Januar 2021 ©
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Gedenken zwischen Krakau und Mainz: Der Landtag Rheinland-Pfalz stellt am Mittwoch einen Bericht der Holocaust-Überlebenden Niusia Horowitz-Karakulska in den Mittelpunkt des Jahrestags der Befreiung von Auschwitz.
Mainz (dpa/lrs) - Gedenken zwischen Krakau und Mainz: Der Landtag Rheinland-Pfalz stellt am Mittwoch einen Bericht der Holocaust-Überlebenden Niusia Horowitz-Karakulska in den Mittelpunkt des Jahrestags der Befreiung von Auschwitz. Die Gedenkveranstaltung des Landtags zum 27. Januar findet wegen der Corona-Pandemie nur digital statt. An der Gestaltung wirkte das Staatstheater Mainz mit. Auch an anderen Orten des Landes wird trotz der Corona-Einschränkungen an den Holocaust erinnert.
Die heute 88 Jahre alte Horowitz-Karakulska hat die Befreiung von Auschwitz selbst miterlebt. Nach Ghetto und Zwangsarbeit wurde sie 1944 in das Vernichtungslager des NS-Regimes gebracht und zweimal zur Vergasung ins Krematorium geschickt. Das Mädchen konnte sich verstecken und überlebte. Horowitz-Karakulska ist nach Angaben des Landtags die letzte Überlebende in Polen, deren Name auf der Liste des Industriellen Oskar Schindler stand: Dieser suchte sie zur Arbeit in seiner Metall-Fabrik in Brünnlitz aus und rettete ihr damit das Leben.
Der Bericht der Zeitzeugin wurde vor der Gedenkveranstaltung an ihrem Wohnort in Krakau aufgenommen, wo sie auch geboren wurde. Außerdem werden Landtagspräsident Hendrik Hering und Ministerpräsidentin Malu Dreyer (beide SPD) zum Holocaust-Gedenktag sprechen und sich mit jungen Menschen jüdischen Glaubens aus Rheinland-Pfalz austauschen. In einer vom Mainzer Staatstheater produzierten «Stimmencollage» sollen Mainzer Jugendliche mit Fragen und Gedanken zu Wort kommen.
Die erste Sondersitzung des Landtags zum Holocaust-Gedenktag fand 1998 in der damals neu eingerichteten Gedenkstätte Osthofen statt. Im vergangenen Jahr stellte der Landtag die Verfolgung Homosexueller während der NS-Zeit in den Mittelpunkt des Gedenkens. Vor zwei Jahren erzählte die Holocaust-Überlebende Henriette Kretz aus ihrem Leben. Sie war knapp zehn Jahre alt, als ihre jüdischen Eltern vor ihren Augen erschossen wurden, und überlebte in einem Versteck in einem Nonnenkloster.
Im Dezember wurde Henriette Kretz von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt, auch für ihre Zeitzeugengespräche mit Schülerinnen und Schülern. Von ihrem Wohnort Antwerpen aus schrieb sie der Deutschen Presse-Agentur, die Kinder und jungen Leute, die sie getroffen habe, seien sich in allen demokratisch verfassten Ländern ähnlich. Die Erziehung daheim und in der Schule sei entscheidend für ihre Entwicklung zu Erwachsenen. «Sie sind immer der Gefahr ausgesetzt, sich von extremistischen Tendenzen beeinflussen zu lassen.» Daher seien der Geschichtsunterricht und die Berichte von Zeitzeugen so wichtig. Henriette Kretz fügte hinzu, bei den polnischen Nonnen, die ihr das Leben gerettet hätten, gebe es ein Plakat mit der sinngemäßen Botschaft: «Fragen Sie nicht, was uns trennt, fragen Sie, was uns verbindet.»
Neben der zentralen Gedenkveranstaltung des Landtags gibt es an weiteren Orten in Rheinland-Pfalz Ausstellungen, Filmaufführungen und Lesungen zur Erinnerung an den Jahrestag der Befreiung von Auschwitz. So ist etwa in Alzey eine ökumenische Gedenkfeier mit Kranzniederlegung auf dem Gelände der Rheinhessen-Fachklinik geplant. In Andernach lädt die Initiative Erinnern zu einer Diskussion über Alltagsrassismus ein. Und in Ingelheim hat der Deutsch-Israelische Freundeskreis ein Figurentheater für Jugendliche und Erwachsene gestaltet.
© dpa-infocom, dpa:210125-99-156255/2
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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