Konjunkturindikator sendet «gutes Signal»

24. Januar 2021 ©
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Trotz zugespitzter Corona-Krise und abermals verschärften Lockdowns zeigt sich das Konjunkturklima in Rheinland-Pfalz zu Jahresbeginn erstaunlich widerstandsfähig. Der neueste Konjunkturklimaindikator der Industrie- und Handelskammern liegt bei 100 Punkten und damit genau auf der Schwelle zwischen positiver und negativer Grundstimmung.
Mainz (dpa/lrs) - Trotz zugespitzter Corona-Krise und abermals verschärften Lockdowns zeigt sich das Konjunkturklima in Rheinland-Pfalz zu Jahresbeginn erstaunlich widerstandsfähig. Der neueste Konjunkturklimaindikator der Industrie- und Handelskammern liegt bei 100 Punkten und damit genau auf der Schwelle zwischen positiver und negativer Grundstimmung. Damit landet er sogar noch minimal über dem zuletzt Anfang Oktober ermittelten Wert. Die schlechten Nachrichten: Die rasante Aufholjagd vom Frühsommer (77 Punkte) bis zum Herbst (99) ist damit zunächst einmal zu Ende. Und das unterm Strich robuste Gesamtbild wird vor allem von der Industrie gerettet, bei Einzelhändlern ist die Stimmung dagegen im Keller.
Der Seitwärtstrend des Konjunkturklimaindikators sei «angesichts der seit Herbst deutlich angespannteren Corona-Lage dennoch ein gutes Signal, deutet aber auch auf einen noch langen, schweren Weg zurück zum Wachstumspfad hin», sagte der Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz, Arne Rössel, der Deutschen Presse-Agentur. «Während aktuell insbesondere die Industrie wieder anzieht, sind Lage und Erwartungen in behördlich geschlossenen Branchen wie Handel, Gastronomie oder Messewirtschaft verheerend», erklärte der Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, Günter Jertz. Daran seien auch die fehlenden Öffnungsperspektiven und schleppend ausgezahlten Wirtschaftshilfen mit schuld.
An der Umfrage beteiligten sich laut IHK 1119 Unternehmen mit insgesamt rund 200 000 Beschäftigten. Der Zeitraum lag zwischen Mitte Dezember und Mitte Januar. Damit sind in dem Stimmungsbild die abermaligen Verschärfungen der Corona-Beschränkungen kurz vor Weihnachten und Anfang Januar bereits verarbeitet, nicht aber die jüngsten Beschlüsse von Bund und Ländern am vergangenen Dienstag.
Als treibende Kraft der rheinland-pfälzischen Wirtschaft präsentiert sich die Industrie. Hier hellt sich das Geschäftsklima seit der Herbstumfrage um 7 auf 112 Punkte weiter auf. Insbesondere die Vorleistungsgüterindustrie (114 Punkte, plus 15)und die Investitionsgüterindustrie (106 Punkte, plus 11) gewinnen an Fahrt. Die Stimmung in der Baubranche zeigt sich mit 115 Punkten weiterhin robust (Herbst 2020: 110 Punkte). Die gute Stimmungslage lässt sich dabei laut IHK auf einen gestiegenen Auftragsbestand aus dem In- und Ausland und eine erhöhte Kapazitätsauslastung zurückführen.
«Getragen von Nachholeffekten, einem veränderten privaten Konsumverhalten und einer Erholung des Exports nimmt die Industrie neuen Schwung auf», fasst Rössel zusammen. Die Industrie spielt für die wirtschaftliche Lage in Rheinland-Pfalz eine sehr wichtige Rolle, da sie ein Viertel der Gesamtwertschöpfung erwirtschaftet und mehr als ein Fünftel aller Arbeitsplätze bereitstellt.
Merklich verschlechtert haben sich die Stimmungswerte der Einzelhändler. Laut IHK-Umfrage ist nicht nur die derzeitige Lage angespannt. Mit Blick auf die kommenden 12 Monate rechnen nur 14 Prozent der Unternehmen im Einzelhandel mit einer Verbesserung, aber 45 Prozent mit einer Verschlechterung ihrer Geschäfte. Der Indikator fällt von 95 Punkten im Herbst 2020 auf aktuell 78 Punkte. «Wenn man derzeit durch die Innenstädte geht, ist man sehr deprimiert», sagte Rössl.
Beim Einzelhandel drohe zudem ein Dominoeffekt, befürchtet er. Der Inhaber eines Kleidungsgeschäfts beispielsweise habe wegen der angeordneten Schließung seines Ladens seine Wintermode nicht verkaufen können. «Wenn er wieder aufmachen darf, wird er die Ware bestenfalls zu Schleuderpreisen los. Doch gleichzeitig muss er dann die bestellte Frühjahrsmode bezahlen.»
Beim Blick auf die Situation am Arbeitsmarkt deutet sich laut Umfrage eine zaghafte Besserung an. So gehen im Branchendurchschnitt 17 Prozent der Betriebe davon aus, dass sie zusätzliches Personal benötigen, 20 Prozent dagegen rechnen mit weniger Mitarbeitern. Das ergibt einen Differenzbetrag von minus drei Prozentpunkten. In der Herbstumfrage lag dieser Wert noch bei minus 9.
Die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie macht den befragten Betrieben über alle Branchen hinweg die größte Sorge (75 Prozent). An zweite Stelle steht der Inlandsabsatz (insgesamt 47 Prozent, beim Einzelhandel 54 Prozent). Der Fachkräftemangel folgt mit 40 Prozent der Stimmen auf dem dritten Platz der erwarteten Risiken.
Rössl forderte die Politik auf, die Unternehmen, bei denen es ruhig und solide laufe, nicht mit weiteren Steuern, Abgaben und Gesetzen zu beschädigen. Auf der anderen Seite müssten die kleinen und mittleren Betriebe, die vom Lockdown betroffen sind, schnell Hilfe erhalten. «Die Auszahlungen kommen einfach nicht an», kritisierte er. «An unseren Hotlines bekommen wir täglich die Verzweiflung von Gastronomie, Handel, Hotellerie, der Veranstaltungsbranche und der körpernahen Dienstleistungen zu spüren», sagte Jertz. Die Betriebe brauchten dringend von der Politik Planungssicherheit und Perspektiven, wann sie wieder öffnen dürfen. «Runterfahren geht relativ einfach, das Hochfahren wird die komplexe Herausforderung», betonte er.
© dpa-infocom, dpa:210124-99-147008/3
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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