Thüringer Museen blicken in ungewisse Zukunft

26. Dezember 2020 ©
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Wie plant man angesichts immer wiederkehrender Lockdown-Schließungen museale Ausstellungen? Vor dieser Frage stehen derzeit die Museen im Freistaat.
Mühlhausen/Weimar/Gotha/Erfurt (dpa/th) - Wie plant man angesichts immer wiederkehrender Lockdown-Schließungen museale Ausstellungen? Vor dieser Frage stehen derzeit die Museen im Freistaat. «Jede Form der Planung ist derzeit ein Glücksspiel», erklärt Thomas T. Müller, Präsident des Thüringer Museumsverbands und Direktor der Mühlhäuser Museen. Wechselausstellungen hätten normalerweise oft einen Vorlauf von mehreren Jahren. Eine Planung im üblichen Rahmen sei derzeit unmöglich.
Vielerorts seien Ausstellungen von 2020 auf das kommende Jahr verschoben worden. Mitunter würden diese aber etwas reduziert, wenn etwa Leihverträge für Objekte inzwischen ausgelaufen seien. Auch die Zahl der Ausstellungen werde in vielen Häusern reduziert. Die Zeit der coronabedingten Schließung nutzten viele Einrichtungen für Bestandsaufnahmen ihrer Objekte und andere Arbeiten, die im Tagesbetrieb liegen geblieben seien, sagt Müller. Viele hätten in der Zwangspause auch das digitale Angebot ausgebaut.
So auch die Klassik Stiftung Weimar: Ein neues Projekt soll Goethes Arbeitszimmer komplett dreidimensional zugänglich machen. «Man kann sich frei im Raum bewegen und etwa in den Schubladen stöbern oder Mappen aufblättern», erklärt Kai Fischer, Abteilungsleiter für Ausstellungs- und Sammlungsmanagement. Dinge, die im realen Arbeitszimmer undenkbar wären. «Für das kommende Jahr planen wir in unseren 26 Häusern zudem eher kleine und mittlere Veranstaltungen, für die nicht so viele Leihgaben nötig sind», erklärt Fischer.
Auf Schloss Friedenstein läuft Sprecher Marco Karthe zufolge die Planung für das kommende Jahr ohne größere Abstriche - aber natürlich unter Hygieneauflagen und Vorbehalt. Unter anderem sollen die im Jahr 1979 gestohlenen und nach 40 Jahren wieder nach Gotha zurückgekehrten Meisterwerke gezeigt werden.
«Für das Jahr 2021 müssen wir flexibel reagieren», sagt auch Karina Halbauer, Hauptsachbearbeiterin Kulturmanagement in der Kulturdirektion der Stadt Erfurt. Eigentlich für den Herbst 2020 oder das Frühjahr 2021 in der Landeshauptstadt geplante Ausstellungen wurden verlängert. Die weitere Finanzierung sei abhängig von den Haushaltsverhandlungen, die sich noch weit in 2021 hineinziehen werden. Auf der Website der Stadt Erfurt wurden unter anderem Filmporträts über Ausstellungen veröffentlicht.
In der Gedenkstätte Buchenwald mussten die Besucher im Sommer wegen der hohen Nachfrage und den Corona-Beschränkungen teilweise bis zu zwei Stunden Wartezeit in Kauf nehmen, bis sie in die Ausstellung zur Geschichte des KZ Buchenwald eingelassen wurden, sagte Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner. Die für April geplante Sonderausstellung «Kinder im KZ Bergen-Belsen» wurde auf den Herbst 2021 verschoben. Im April/Mai werde es eine neue Website zum Thema «Kinder und Jugendliche in Buchenwald und Mittelbau-Dora» geben.
Trotz der guten Unterstützung durch Bund und Land sieht Verbandspräsident Müller große Gefahren für die Thüringer Museumslandschaft. Aktuell seien Einrichtungen, die sich stark von der Eigenfinanzierung - etwa durch Eintrittsgelder - finanzierten, durch die Schließungen hart getroffen. Sobald die Besucher aber wieder kommen können, flössen diese Gelder wieder.
Große Gefahren drohten aber langfristig den kommunal finanzierten Museen. Dort komme die Krise zeitverzögert an, weil der Etat von der kommunalen Haushaltsplanung abhängig sei. «Irgendwo wird man irgendwann anfangen zu kürzen. Freiwillige Leistungen wie Museen stehen dann natürlich im Fokus», erklärt Müller. Im Gesamthaushalt machten die Museen aber oft nur einen kleinen Teil aus. «Das Streichen dieser Ausgaben rettet keinen Haushalt. Aber die Auswirkungen davon wären fatal.»
Gerade in ländlichen Regionen seien Museen neben den Bibliotheken oft der einzige Ort der Kultur. «Der Zugang zu Bildung und Kultur wird auf dem Land oft durch Museen geleistet, sie gehören zur kulturellen Grundversorgung. Damit leichtfertig umzugehen, wäre ein katastrophales Zeichen.»
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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