Kein Mitgliederschwund bei Kirchen wegen Corona
24. Dezember 2020
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Seit Jahren verzeichnen die christlichen Kirchen einen Mitgliederschwund, die Pandemie wird diese Entwicklung aus Sicht niedersächsischer aber nicht beschleunigen. «Viele Menschen machen eine ganz neue Erfahrung, dass sie sich zu Hause Gottesdienste gestreamt anschauen oder am Radio hören oder das persönliche Gebet stärker in den Blick nehmen», sagte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer der Deutschen Presse-Agentur.
Hildesheim/Hannover/Osnabrück (dpa/lni) - Seit Jahren verzeichnen die christlichen Kirchen einen Mitgliederschwund, die Pandemie wird diese Entwicklung aus Sicht niedersächsischer aber nicht beschleunigen. «Viele Menschen machen eine ganz neue Erfahrung, dass sie sich zu Hause Gottesdienste gestreamt anschauen oder am Radio hören oder das persönliche Gebet stärker in den Blick nehmen», sagte der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer der Deutschen Presse-Agentur. Die gestreamten Gottesdienste aus dem Hildesheimer Dom hätten teilweise rund 800 Klicks gehabt - mehr als die reale Besucherzahl von 250 bis 300 Menschen im Dom am Wochenende. «Ich hoffe nicht, dass noch mehr Menschen der Kirche fernbleiben», sagte der 59-Jährige.
Hannovers Landesbischof Ralf Meister sagte: «Natürlich hat es uns im ersten Lockdown zu Ostern geschockt, keine Präsenzgottesdienste mehr feiern zu können.» Doch die Kreativität für alternative Formen, die daraufhin in den Gemeinden in kürzester Zeit entwickelt wurde, sei beeindruckend gewesen. «Vielerorts war der Zulauf zu den neuen Formen groß, und die sichtbare Gemeinde ist seitdem vielfältiger und jünger geworden», sagte der 58-Jährige. Der Katholik Wilmer und der Protestant Meister haben gemeinsam in der Kneipe Klickmühle einen Online-Gottesdienst aufgezeichnet, der an Heiligabend auf den Youtube-Kanälen des Bistums und der Landeskirche ausgestrahlt wird.
Die Kirche sei mit gestreamten Gottesdiensten oder anderen Online-Angeboten auch während des Lockdowns im Frühjahr sichtbar geblieben, meint auch der katholische Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode. «Das ist eine ganz gute Form, die wir da gefunden haben, das sollten wir beibehalten», sagte der 69-Jährige der dpa. Der Gottesdienst komme inzwischen zu den Leuten nach Hause ins Wohnzimmer, damit sei eine völlig neue liturgische Form entstanden. «Dafür sind die Leute, die nicht aus dem Haus kommen, sehr dankbar.»
Die Internet-Gottesdienste unterscheiden sich aus Bodes Sicht sowohl vom Kirchenbesuch als auch von einer Fernsehübertragung. «Es entsteht eine virtuelle Gemeinde, das ist etwas Neues und etwas Anderes.» Er glaube, dass diese neue Art des Gottesdienstes auch nach der Pandemie bleibe. «Die Arten, mit der Kirche zu kommunizieren, sind vielfältiger geworden - das finde ich positiv.»
Allerdings wurden in der Pandemie bestimmte Selbstverständlichkeiten beschädigt, wie Bischof Meister sagte. Viele digitale Gottesdienste seien kürzer als die üblichen Sonntagsgottesdienste. «Vielleicht zwingt uns diese Zeit - auch innerhalb der Kirche - auf ein gesundes Maß von Bescheidenheit.»
Wegen sinkender Mitgliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen trennt sich zum Beispiel das Bistum Hildesheim von eigenen Immobilien und Einrichtungen. «Das lässt sich leider Gottes nicht immer vermeiden. Wir sollten als Kirche aber bei allen Gruppen präsent bleiben», betonte Bischof Wilmer. Allerdings müsse dies nicht immer mit eigenen Schulen, Krankenhäusern oder Hospizen geschehen. «Wir können zum Beispiel auch über gute Seelsorgerinnen und Seelsorger bei kranken Menschen in einem staatlichen Krankenhaus sein.»
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH