Überlebende von Halle-Anschlag
23. Dezember 2020
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Überlebende des rechtsterroristischen Anschlags in Halle haben erneut das Verhalten der Polizei nach dem Attentat kritisiert. «Sie sahen uns nicht als die Opfer, die wir waren», sagte der Berliner Rabbi Jeremy Borovitz am Mittwoch im Untersuchungsausschuss des Landtags zum Anschlag.
Magdeburg (dpa/sa) - Überlebende des rechtsterroristischen Anschlags in Halle haben erneut das Verhalten der Polizei nach dem Attentat kritisiert. «Sie sahen uns nicht als die Opfer, die wir waren», sagte der Berliner Rabbi Jeremy Borovitz am Mittwoch im Untersuchungsausschuss des Landtags zum Anschlag. Die Beamten hätten die Überlebenden behandelt wie Verdächtige. «Ich hatte gerade den schlimmsten Tag meines Lebens erlebt und ich hätte mir gewünscht dass sie das gesehen hätten», sagte der Geistliche.
Wie schon bei seiner Zeugenaussage vor Gericht und wie schon andere Überlebende des Anschlags beklagte Borovitz, dass die Polizei unsensibel vorgegangen sei, respektlos gegenüber der jüdischen Liturgie und ohne die Betroffenen angemessen über die Geschehnisse zu informieren. «Wenn uns einfach nur mal jemand gefragt hätte, «Was brauchen Sie?», dann hätte das die Situation schon total verändert.» Nach Borovitz sagten noch weitere Überlebende aus der Synagoge vor dem Gremium aus, das besonders den Polizeieinsatz am Tattag untersuchen soll.
Am 9. Oktober 2019 hatte ein Terrorist versucht, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur die Synagoge von Halle zu stürmen und ein Massaker anzurichten. Er warf Brand- und Sprengsätze und schoss auf die Zugangstür, gelangte aber nicht auf das Gelände. Vor der Synagoge ermordete er dann die 40 Jahre alte Passantin Jana L. und in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss den 20-jährigen Kevin S. Auf der anschließenden Flucht verletzte er weitere Menschen. Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte den 28 Jahre alten Attentäter zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung und stellte die besondere Schwere der Schuld fest.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH