Traktoren blockieren Discounter-Lager in vielen Regionen
8. Dezember 2020
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Nach der ergebnislosen Videokonferenz des Agrarministeriums zur Situation in der Landwirtschaft haben in der Nacht zum Dienstag erneut hunderte Landwirte Zentrallager von Discountern blockiert. Die Aktionen fanden nach Polizeiangaben in etlichen Regionen Niedersachsens statt.
Ohlendorf (dpa/lni) - Nach der ergebnislosen Videokonferenz des Agrarministeriums zur Situation in der Landwirtschaft haben in der Nacht zum Dienstag erneut hunderte Landwirte Zentrallager von Discountern blockiert. Die Aktionen fanden nach Polizeiangaben in etlichen Regionen Niedersachsens statt. So standen rund 150 Trecker in Ohlendorf (Landkreis Harburg) und blockierten dort die Zufahrt eines Lagers für den Lieferverkehr, wie die Polizei mitteilte. 200 Fahrzeuge standen demnach in Hesel (Landkreis Leer), 150 in Lingen (Landkreis Emsland).
Auch in Beverstedt (Landkreis Cuxhaven) meldete die Polizei rund 150 Trecker. Ähnliche Blockadeaktionen gab es auch in Weyhe (Landkreis Diepholz), Hedemünden (Landkreis Göttingen), Lehrte (Region Hannover) und Rinteln (Landkreis Schaumburg). Die Proteste verliefen nach Polizeiangaben friedlich.
Am Montag hatte Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) zu einer Gesprächsrunde zur schwierigen wirtschaftlichen Situation der Landwirte geladen. Anwesend waren Vertreter niedersächsischer Molkereien, des Einzelhandels, landwirtschaftlicher Verbände und ein Marktexperten der Landwirtschaftskammer. Das Treffen war aber ohne konkretes Ergebnis zu Ende gegangen.
Während die Ministerin von einer erkennbaren Vorwärtsbewegung und einem klaren Willen zum Dialog sprach, hatte sich der Landesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Niedersachsen, Ottmar Ilchmann, «ein bisschen mehr erhofft». Das Gespräch sei wenig in die Tiefe gegangen. Es habe keine Zusagen für Nothilfen gegeben, und auch keine Perspektive, wie es langfristig weitergehen solle.
Bereits vergangene Woche hatten Landwirte unter anderem in Cloppenburg die Lager von Discountern blockiert, um gegen die Preispolitik des Lebensmitteleinzelhandels zu protestieren.
Auslöser der Wut der Landwirte war ein Brief der großen deutschen Handelsketten an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Darin hatten sich die Topmanager der Konzerne Edeka, Rewe, Aldi und der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) über Äußerungen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner beschwert. Die CDU-Politikerin hatte einen Gesetzesentwurf auf den Weg gebracht, mit dem Landwirte und kleinere Lieferanten besser vor dem Preisdruck der Handelsriesen geschützt werden sollen und von teils unfairen Bedingungen gesprochen. Klöckner habe ein Zerrbild der Handelsunternehmen gezeichnet, klagten die Supermarkt-Ketten.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH