Nicht starr am Präsenzunterricht festhalten

15. November 2020 ©
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Wegen der steigenden Corona-Belastungen an den Schulen fordern die Bildungsgewerkschaft GEW und der Landeselternbeirat Gymnasien Konsequenzen an Schleswig-Holsteins Schulen. «Das Bildungsministerium verdrängt statt zu handeln», sagte GEW-Geschäftsführer Bernd Schauer der Deutschen Presse-Agentur.
Kiel (dpa/lno) - Wegen der steigenden Corona-Belastungen an den Schulen fordern die Bildungsgewerkschaft GEW und der Landeselternbeirat Gymnasien Konsequenzen an Schleswig-Holsteins Schulen. «Das Bildungsministerium verdrängt statt zu handeln», sagte GEW-Geschäftsführer Bernd Schauer der Deutschen Presse-Agentur. «Dabei können wir das wachsende Gesundheitsrisiko für alle an Schule Beteiligten doch nicht einfach ausblenden.»
Die Landesregierung müsse endlich handeln. «Wir erwarten von Bildungsministerien Karin Prien (CDU), ihren eigenen Pandemie-Plan aus dem August und die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts (RKI) in die Tat umzusetzen.» Demnach sollen Klassen halbiert werden, wenn ein Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen erreicht wird. «Das ist in Schleswig-Holstein leider inzwischen vielerorts der Fall», sagte Schauer. Im Landesdurchschnitt hatte Schleswig-Holstein Stand Freitag einen Inzidenzwert von 53,2, bundesweit lag der Wert bei 140,4.
Laut Bildungsministerium in Kiel waren zuletzt 205 Kohorten - also einzelne Schülergruppen, Klassen oder ganze Jahrgangsstufen - wegen Corona-Fällen oder (möglichen) Corona-Kontakten vom Präsenzunterricht in den Schulen ausgeschlossen und mussten zu Hause bleiben. Damit hat sich die Zahl der betroffenen Kohorten seit dem 30. Oktober (damals 95 Kohorten) in zwei Wochen mehr als verdoppelt. Komplett geschlossen waren zuletzt fünf Schulen, Ende Oktober waren es noch zwei. Ministerin Prien hat wiederholt betont, dass die Schulen keine Corona-Hotspots seien, und Präsenzunterricht durchweg erteilt werden solle, wo dies möglich sei.
«Jetzt Wechselunterricht ist viel besser, als später immer mehr Schulen in einen vollständigen Lockdown zu schicken», sagte Schauer. Lehrkräfte mit Vorerkrankungen müssten vom Präsenzunterricht ausgenommen werden. Aus Sicht der GEW bedarf es außerdem einer einheitlichen Linie der Gesundheitsämter bei Quarantäneanordnungen für Schüler und Lehrkräfte. «Da beobachten wir eine uneinheitliche Praxis, die in den Schulen Verwirrung stiftet», sagte Schauer.
Dieselbe Kritik äußerte auch Claudia Pick, Vorsitzende des Landeselternbeirats Gymnasien Schleswig-Holstein. Die Gesundheitsämter würden manchmal nur die Tischnachbarn von mit Sars-CoV-2 infizierten Schülern in Quarantäne schicken, manchmal dagegen ganze Klassen. «Das verunsichert und ist ein Flickenteppich.»
Auf Unverständnis stößt laut Pick der Widerspruch, dass im Supermarkt Abstand gehalten und ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden müsse - während in den Schulen zwar auch Maskenpflicht herrsche, aber die Abstände meist nicht einzuhalten seien. Und in den Schulbussen stünden die Kinder «im Zentimeterbereich» nebeneinander. «Es ist eng im Schulbus, wie passt das zum Rest der Situation?» Viele Eltern sorgten sich um die Gesundheit der Kinder, sagte Pick.
Wie die GEW empfahl auch Pick mehr Hybridunterricht, bei dem ein Teil der Klasse direkt vom Lehrer unterrichtet wird und andere Schüler übers Internet von zu Hause zugeschaltet sind. Die Schulen seien dafür sehr unterschiedlich aufgestellt. Es gebe praktische Probleme wie unzureichendes WLAN in Schulen, mangelndes technisches Wissen bei Lehrern, Datenschutz-Aspekte und pädagogische Probleme wie «oh, jetzt spricht die Lehrerin nur mit den Zugeschalteten». Deshalb sei es wichtig, Hybridunterricht frühzeitig zu üben.
Ziel müsse sein, eine Unterrichtsversorgung auch zu Hause sicherzustellen. Und nicht nur Schüler nach Hause zu schicken und ihnen Aufgaben mitzugeben, was in der Praxis häufig geschehe, sagte Pick. Schüler hätten auch Sorge, den für Prüfungen notwendigen Stoff zu Hause nicht vermittelt zu bekommen. Unterrichtslücken seien so schon im Frühjahr entstanden - und drohten jetzt erneut.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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