Anwalt soll NSU-Opfer erfunden haben

5. August 2020 ©
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Der Rechtsanwalt einer erfundenen Nebenklägerin im Münchner NSU-Prozess steht von Freitag (7. August) an in Aachen unter anderem wegen Betrugs vor Gericht.
Aachen (dpa) - Der Rechtsanwalt einer erfundenen Nebenklägerin im Münchner NSU-Prozess steht von Freitag (7. August) an in Aachen unter anderem wegen Betrugs vor Gericht. Der Anwalt soll beim NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München ein Opfer des Nagelbombenanschlags vom Juni 2004 in der Kölner Keupstraße vertreten haben, das es in Wirklichkeit gar nicht gab. Dafür soll er von 2013 bis 2015 zu Unrecht Zahlungen von insgesamt mehr als 200 000 Euro erhalten haben, wie das Landgericht Aachen mitteilte.
Angeklagt ist der Anwalt auch wegen mutmaßlicher Straftaten im Zusammenhang mit dem Prozess um die Loveparade-Katastrophe in Duisburg, bei der vor zehn Jahren 21 Menschen starben. Der Angeklagte bestreite die Tatvorwürfe insgesamt, teilte sein Anwalt Peter Nickel mit. Aufgrund des laufenden Verfahrens und des zeitnahen Prozessbeginns werde er vorab keine Stellungnahme abgeben.
Beim NSU-Prozess soll ein echter, mittlerweile verstorbener Nebenkläger dem 52 Jahre alten Anwalt gefälschte Unterlagen des nicht existenten Opfers gegen eine Provision angeboten haben, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Obwohl dem Anwalt klar gewesen sei, dass die Unterlagen wie etwa ein ärztliches Attest gefälscht worden seien, habe er sie beim Oberlandesgericht eingereicht.
Durch bewusste Täuschung habe er vom Bundesamt für Justiz eine pauschale Härteleistung als Opfer eines extremistischen Übergriffs 5000 Euro bezogen, so die Anklage. Den Rest des Geldes soll er als Nebenklagevertreter unter anderem für die Teilnahme an Gerichtssitzungen aus der Landeskasse Bayern bezogen haben. Dem Anwalt werden Betrug, versuchter Betrug, Urkundenfälschung und Anstiftung zur falschen Versicherung an Eides statt vorgeworfen.
Zu Beginn der staatsanwaltlichen Ermittlungen 2015 hatte er über einen eigenen Anwalt erklären lassen, er sei von einem anderen NSU-Geschädigten getäuscht worden. Dieser Mann habe ihm ein Foto des vermeintlichen Opfers vorgelegt und für die Vermittlung der Mandantin eine Provision verlangt.
Über fünf Jahre wurden am Oberlandesgericht München die rassistischen Morde des sogenannten «Nationalsozialistischen Untergrunds» (NSU) zwischen 2000 und 2006 sowie der Mord an einer Polizistin verhandelt. Die Rechtsterroristin Beate Zschäpe wurde 2018 wegen zehnfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Im Loveparade-Prozess vor dem Landgericht Duisburg soll der 52-jährige Rechtsanwalt aus Eschweiler - erfolglos - versucht haben, ein vermeintliches Opfer der Techno-Party zu vertreten. Dabei war ihm aber laut Anklage bewusst, dass der Betroffene wahrheitswidrig eine Erkrankung als Folge der Loveparade-Katastrophe nur vorgeschoben habe, teilte das Gericht mit.
Als die Staatsanwaltschaft Duisburg dann ärztliche Belege zum Nachweis der Betroffenheit einforderte, soll der Anwalt Mutter und Schwester des Mannes aufgefordert haben, mit eidesstattlichen Versicherungen die falschen Angaben zu bestätigen.
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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