Zweifel an Klöckners Vorschlag

1. April 2020 ©
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Der von der Politik empfohlene Einsatz von fachfremden Erntehelfern erweist sich in der Praxis als problematisch. «Wir sind dankbar für jede helfende Hand, weil wir dringend Unterstützung benötigen.
Friedrichsdorf (dpa/lhe) - Der von der Politik empfohlene Einsatz von fachfremden Erntehelfern erweist sich in der Praxis als problematisch. «Wir sind dankbar für jede helfende Hand, weil wir dringend Unterstützung benötigen. Aber die Idee ist nicht so einfach umzusetzen, wie sich das manch einer denkt», sagte der Sprecher des Hessischen Bauernverbands, Bernd Weber, auf Anfrage in Friedrichsdorf (Hochtaunuskreis). Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) hatte vorgeschlagen, dass beispielsweise Beschäftigte aus der Gastronomie, dem Einzelhandel und anderen wegen der Corona-Krise notleidenden Branchen auf den Feldern eingesetzt werden könnten.In Hessen und im weiteren Bundesgebiet fehlen massenhaft Erntehelfer, weil Saisonkräfte wegen geschlossener Grenzen derzeit nicht mehr anreisen können. Diese Grenzregelung gilt für die Einreise aus Drittstaaten, aus Großbritannien, für EU-Staaten wie Bulgarien und Rumänien, die nicht alle Schengen-Regeln vollumfänglich anwenden, sowie für Staaten wie Österreich, zu denen Binnengrenzkontrollen vorübergehend wieder eingeführt worden sind. Der Hessische Bauernverband fürchtet wegen der ausbleibenden Saisonarbeitskräfte Ernteausfälle bei Obst und Gemüse. Derzeit seien Helfer - vor allem aus Osteuropa - bei der Ernte von Spargel und anderem Gemüse gefragt.Nach Einschätzung des Bauernverbands besteht Bedarf in Höhe von 16 000 bis 17 000 Aushilfen. Die ersten fachfremden Erntehelfer seien zwar schon im Einsatz in Hessen. Doch wie viele es sind und wie viele noch fehlen - dazu konnte der Verband keine Angaben machen. In ganz Europa fehlen nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Berlin bis zu 300 000 Saisonkräfte.Doch selbst wenn sich Erntehelfer melden, sei das Problem noch nicht gelöst, sagte Weber. «Es ist eine besondere Herausforderung, in der Landwirtschaft tätig zu sein. Das ist anstrengende Arbeit, derzeit die Spargelernte. Dafür braucht man Einarbeitung, eine gewisse Technik und Erfahrung. Das erledigen meist eingespielte Teams. Und wenn jetzt zum Beispiel ein Bulgare oder ein Rumäne beim Spargelstechen fehlt, der das seit zehn Jahren macht, dann braucht man drei Deutsche, um die Arbeit zu erledigen.»Die harte Feldarbeit sei nicht jedermanns Sache, sagte Weber. «Dafür braucht man einen langen Atem. Aber man kann es auch als sportliche Herausforderung begreifen und sich sagen: Ich ziehe das jetzt mal ein paar Wochen durch.» Die Produzenten müssten sich halt auf die Aushilfen verlassen können. «Das muss schließlich wie am Schnürchen laufen und ist kein Job, den man mal ein paar Stunden machen kann.» Die Spargelsaison läuft traditionell bis zum 24. Juni, dem Johannistag.Verbandssprecher Weber hofft, dass sich das Konzept der fachfremden Erntehelfer bewährt. «Wir müssen das beobachten und können die Idee noch nicht bewerten.» Wenige Wochen nach dem Beginn der Spargelernte beginnt die Erdbeerzeit. Auch dafür werden Erntehelfer gesucht.Für den Spargelhof Merlau in Darmstadt funktioniert das Konzept mit fachfremden Erntehelfern nicht. «Fürs Sortieren der Stangen und alle Arbeiten in der Halle sowie fürs Ausfahren mag das ja klappen. Aber auf dem Feld überhaupt nicht. Und wenn es dort nicht klappt, haben wir bereits am Beginn der Kette ein Problem. Frau Klöckner soll mal herkommen und mir zeigen, wie das mit Kellnern, Studenten, Asylbewerbern und anderen Ungelernten gehen soll», kritisierte Georg Peter Merlau, der nach eigenen Angaben einen mittelständischen Betrieb mit 80 Hektar Anbaufläche für Spargel führt. Er brauche 150 Saisonkräfte, habe aber aktuell nur ein Drittel.Merlau betonte, Außenstehende sollten sich bezüglich der Feldarbeit keine falschen Vorstellungen machen. «Es ist schwer, es ist kalt, es ist nass, es ist schmutzig - und ständig in gebückter Haltung. Diese Tätigkeit muss man gewohnt sein, um sie durchstehen zu können.»
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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