Bauerndemo trifft auf Fridays for Future

17. Januar 2020 ©
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Der Unmut über die Agrar- und Umweltpolitik hat erneut Tausende Menschen in Hannover und Bremen auf die Straßen getrieben. Während die Landwirte am Freitag mit Treckern in die beiden Städte zogen, um eine Abkehr von Umweltschutzvorgaben zu fordern, die aus ihrer Sicht ihr Geschäft bedrohen, gehen den Klimaaktivisten die bisherigen Maßnahmen der Politik zur Senkung des CO2-Ausstoßes noch nicht weit genug.In Hannover trennten die beiden Demos nur wenige hundert Meter.
Hannover/Bremen (dpa/lni) - Der Unmut über die Agrar- und Umweltpolitik hat erneut Tausende Menschen in Hannover und Bremen auf die Straßen getrieben. Während die Landwirte am Freitag mit Treckern in die beiden Städte zogen, um eine Abkehr von Umweltschutzvorgaben zu fordern, die aus ihrer Sicht ihr Geschäft bedrohen, gehen den Klimaaktivisten die bisherigen Maßnahmen der Politik zur Senkung des CO2-Ausstoßes noch nicht weit genug.In Hannover trennten die beiden Demos nur wenige hundert Meter. Laut Polizei kamen 1750 Trecker in die Landeshauptstadt, rund 2000 Landwirte versammelten sich am Neuen Rathaus. Am Opernplatz forderten parallel rund 2200 Demonstranten von Fridays for Future eine konsequentere Klimapolitik. Für die Bewegung war es in Hannover der erste Jahrestag. In Bremen zog die Bauerndemo sogar noch mehr Menschen an: Rund 3500 Trecker wurden dort im Stadtgebiet gezählt.Beide Gruppierungen machen ihrem Ärger schon seit Monaten Luft. Die Bauern protestieren unter anderem mit grünen Kreuzen auf den Feldern gegen Umweltauflagen, etwa mit Blick auf den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Ihre bundesweiten Kundgebungen am Freitag waren zudem als Gegenveranstaltung zu einer Demo von Umweltschützern am Samstag in Berlin ausgerichtet, die zu einer Agrarwende aufrufen. Fridays for Future auf der anderen Seite fordert, dass auch die Landwirtschaft ihren CO2-Ausstoß deutlich verringern muss.Kritik an zu viel Rücksicht auf die Umwelt hier, volle Konzentration aufs Klima dort - was sagen die Teilnehmer der Demos über die jeweils anderen? Neben Verständnis zeigte sich auch Misstrauen.Die Fridays-for-Future-Unterstützerinnen Julie und Jona erzählten, sie hätten das Gefühl, dass die Bauern sie belächeln. «Auf manchen Fotos habe ich Traktoren mit «Fuck you Greta»-Schildern gesehen», sagte die 15-jährige Jona. Auch Julie sieht wenig Gemeinsamkeiten mit den Landwirten. «Die Bauern und wir verfolgen verschiedene Ziele», sagte die 16-Jährige. «Das sieht man doch schon daran, wie die Demos organisiert sind. Mit Treckern durch die Stadt zu fahren, ist nicht gerade klimafreundlich.»Martin Nebendahl verfolgte die Bauernproteste ebenfalls mit einem gemischten Gefühl. «Die Landwirte sind auch für den Klimaschutz, aber da sehe ich von den Bauern wenig Impulse», sagte der 41-Jährige. Andere Klimaaktivisten hoben hingegen die Gemeinsamkeiten hervor. «Landwirtschaft und Fridays for Future haben nicht zwangsläufig unterschiedliche Ziele», sagte Marie Hilscher. Schließlich gebe es auch umweltfreundliche Agrarbetriebe.Darauf verwiesen auch viele Bauern. «Ich betreibe Klimaschutz anstatt ihn nur zu fordern», stand auf einem Plakat. «Wir wollen Klimaschutz genau so wie Fridays for Future», sagte die 23-jährige Greta-Luise bei der Kundgebung der Landwirte. «Die haben aber weniger praktische Ahnung als wir. Bessere Umweltbildung in der Schule wäre effektiver, als wenn die Jugendlichen auf die Straße gehen und die Schule schwänzen.»Ein Bauer aus Gifhorn stellte zudem einen Entfremdung zwischen Stadt und Land fest. «Der Unterschied ist, die werden besser gehört», sagte er über Fridays for Future. «Wir Landwirte sind vom gesellschaftlichen Geschehen abgedriftet, die Städter haben keine Berührungspunkte mehr mit der Landwirtschaft.»«Ich verstehe, dass die Bauern fair entlohnt werden wollen», sagte ein Mann auf der Klimademo. «Aber die Landwirte müssen endlich aus dem Quark kommen, um sich mehr für den Klimaschutz einzusetzen.»
Quelle: dpa - Deutsche Presse-Agentur GmbH

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